Wiener Höhenweg 2014

Mehrtagestour vom 19.07.2014 - 26.07.2014

Wiener Höhenweg
Wiener Höhenweg

Der Wiener Höhenweg in den hohen Tauern führt von Winklern bis zum Glocknerhaus, überwiegend in einer Höhe von 2.400 - 3.000Hm, mit einer Länge von ca. 38km. Man kann ihn entweder von Süden nach Norden, also von Winklern aus machen oder umgekehrt vom Glocknerhaus aus starten und benötigt ca. 6 Tage für die Strecke.

Wir haben den Wiener Höhenweg von Winklern, genauer von Iselsberg aus begonnen. Das Auto haben wir bei der Touristinfo von Iselsberg stehen lassen. Dort findet man auch den Wegweiser zur Winklerner Hütte auf 1907m, wo wir die erste Übernachtung des Höhenweges haben.

Lienzer Dolomiten
Lienzer Dolomiten

Nach Ankunft in Iselsberg gegen 17:00 Uhr machen wir uns für den Aufstieg zur Winklerner Hütte bereit. Diese liegt auf 1907m, d.h. wir müssen ca. 700hm bewältigen. Der Aufstieg geht gleich knackig los, der Weg folgt dem Bergrücken in kleinen Kehren nach oben. Im Juli ist es lang hell, so müssen wir nicht befürchten, im Dunkeln anzukommen. Durch Almwiesen, auf denen Kühe mit ihren Kälbern grasen geht es zackig nach oben. Es ist sehr warm an diesem Samstag, der Schweiß läuft uns aus allen Poren. Gegen 19:15 Uhr kommen wir an der Winklerner Hütte an. Es ist eine kleine gemütliche Hütte mit einer kleinen Terrasse. Schnell streifen wir die klobigen Bergstiefel von den Füßen, schmeißen die Rucksäcke ins Lager und gönnen uns dann ein kühles Bier auf der Terrasse. Nach einem leckeren Abendessen und angenehmen Gesprächen, geht es bald ins Lager.

Wangenitzseehütte
Wangenitzseehütte

Am nächsten Tag begrüsst uns wieder die Sonne. Gestärkt mit einem guten Frühstück starten wir gegen 08:15 Uhr für die nächste Etappe. Heute wollen wir zur Wangenitzseehütte auf 2508m aufsteigen. Der Weg führt uns mit einer leichten Steigung wieder durch Almwiesen, wo Kühe, Schafe und auch Pferde grasen. Eine Vielzahl von Almblumen sind in allen Farben zu sehen. Immer wieder kreuzen Bäche und kleine Wasserfälle unseren Weg. Es ist warm und wir kommen gut voran. Bald schon steht uns der steilere Aufstieg zur oberen Seeschart auf 2604m bevor. Dort kommen wir gegen 12:30 Uhr an und gönnen uns eine längere Pause. Von der Seescharte haben wir einen fenomenalen Blick auf die Wangenitzseehütte mit dem Wangenitz- und Kreuzsee. Auf die Scharte wurde ein Doppelholzbank gestellt, von welcher man in beide Richtungen blicken kann. Wir geniessen den Blick über die Berge und Täler.

Nach einer ausgiebigen Pause steigen wir ab zur Hütte wo wir gegen 13.45 Uhr ankommen. Auf der Terrasse mit Blick auf die beiden Seen, gönnen wir uns natürlich noch ein kühles Bier.

Aufstieg zur Kreuzseescharte
Aufstieg zur Kreuzseescharte

Gegen 08:00 Uhr starten wir an der Wangenitzseehütte. Die dritten Etappe des Wiener Höhenweg führt uns heute über die Kreuzseescharte auf 2782m und der niederen Gradenscharte auf 2796m zur Adolf-Noßberger Hütte, die auf 2488hm liegt.

Der Himmel ist verhangen mit Wolken, die uns schon kurz nach dem Start mit Nieselregen begrüßen. Auf der Kreuzseescharte angekommen höre ich es donnern. Da sich aufgrund des Grau in Grau, die genaue Richtung des Gewitters nicht bestimmen lässt, dränge ich zum schneller Abstieg von der Scharte. Ein Gewitter möchte ich nicht unbedingt am höchsten Punkt erleben. So steigen wir ca. 200hm ab. Glücklicherweise nimmt das Gewitter einen anderen Weg und ist bald nicht mehr zu hören.

Der weitere Weg zur niederen Gradenscharte zieht sich an der Bergflanke auf 2400-2600hm hin. Bald beginnt es stärker zu regnen und die Wolken ziehen ins Tal hinein. Aber noch sehen wir gut 50m weit und die Wegmarkierungen sind aufgrund der kurzen Abständen gut zu sehen. Diesmal laufen wir weitgehend durch Geröll und über große Steine, die trotz der Nässe gut zu gehen sind.

Am späten Vormittag erreichen wir die Abzweigung zur niederen Gradenscharte. Aufgrund der dichten Wolkendecke können wir leider nichts von der bestimmt schönen Umgebung sehen. So steigen wir die 200hm zur Gradenscharte ohne große Sicht auf.

Eissee
Eissee

Nach Erreichen der niederen Gradenscharte geht der Weg vorbei am Eissee. Der See macht auch im Juli seinem Namen alle Ehre und ist mit Schnee und Eis bedeckt. Weiter geht es über eine kleines Hochplateau, dass noch fast komplett mit Schnee bedeckt ist. Mittlerweile hat es sich eingeregnet. Wir tragen es mit Fassung, wissen wir doch, dass uns am Ende der Etappe eine warme und trockene Hütte erwartet.

Nach dem Hochplateau geht es steil abwärts. Durch die Wolkenschleier können wir schon den Gradensee erkennen. Wir folgen der steilen Felswand im Zickzack nach unten. Rechts, links und unter uns fließt das Wasser aus allen Richtungen nach unten. Wir müssen aufpassen nicht an dem von der Nässe glatten Felsen auszurutschen.

Bald schon können wir die Adolf-Noßberger Hütte sehen, die schon von weitem einen gemütlichen Eindruck macht.

Gegen 13.30 Uhr kommen wir an der Hütte an. Im Trockenraum entledigen wir uns unserer nassen Sachen. Meine Schuhe sind auch innen naß, leider hat das neue Schuhimprägniermittel hier versagt. Nachdem wir uns "trockengelegt" haben, geht es in die warme eingeheizte Stube. Zwei tschechische Familien haben sich vorübergehend zum Trocknen eingefunden. Wir werden herzlich von Markus begrüsst, der neben seiner Kollegin, die Hüttenbetreuung hat. Christian der Hüttenwirt, mit dem wir Email-Kontakt hatten, ist nicht da.

Nachdem die beiden Familien wieder weitergezogen sind, machen wir es uns gemütlich. Die nassen Sachen werden aus dem Trockenraum geholt und vor dem Ofen getrocknet. Später am Abend gibt es dann eine riesige Pfanne mit leckeren Käsespätzle, die wir kaum schaffen. Gegen 20:00 Uhr gesellen sich noch zwei junge Frauen zu uns, die trotz Regen den Weg zur Hütte vom Tal aus gemacht haben.

Gradensee mit Adolf-Noßberger-Hütte
Gradensee mit Adolf-Noßberger-Hütte

Der nächste Morgen begrüsst uns mit Sonne und blauem Himmel. Nachdem der Wetterfrosch für heute gutes und trockenes Wetter vorausgesagt hat, ändern wir unseren ursprünglichen Plan, zwei Nächte auf der Noßberger Hütte zu bleiben, ab und steigen schon heute auf die Klammerscharte auf, um zur Elberfelder Hütte zu gelangen.

Für die Klammerscharte, die auf 2930m liegt, haben wir auf Anraten vom Hüttenwirt Christian Steigeisen mitgenommen. Diese werden auch schon bald benötigt. Da der Aufstieg bei einer Hangneigung von gut 40 Grad im Geröll eine Qual ist, legen wir schon am Beginn des Schneefeldes die Steigeisen an und steigen über das Schneefeld auf. Das ist zwar auch anstrengend, jedoch wesentlich effektiver. Oben an der Scharte angekommen, machen wir in einer windstillen Ecke erstmal eine Pause und schieben uns einen Riegel zwischen die Zähne. Von hier oben kann man gut den Gößnitzkees sehen. Der Gletscher hat schon sehr an Substanz verloren, so dass man ohne Angst vor Spalten absteigen kann. Die Steigeisen kommen auch beim Abstieg gut zum Einsatz, ist doch der Abstiegshang nicht flacher als der vorherige Aufstiegshang.

Während des Abstieges beobachte ich die gegenüberliegende Wand, aus der immer wieder Felsbrocken unterschiedlicher Größe abbrechen und den Hang herunter kullern. Wir steigen bis zum Anfang des Steinschlagfeldes ab, um dann im Stechschritt das Steinschlagfeld zu queren. Dabei beobachte ich sehr genau, ob etwas zu uns kullert. Aber wir haben Glück und können ohne Feldbrocken, das Feld überqueren und in sicheres Gelände absteigen.

Klammerscharte 2930m
Klammerscharte 2930m

In den verschiedenen Führern des Wiener Höhenweges wird immer wieder die Hornscharte als Alternative zur Klammerscharte angegeben. Wie wir vor Ort erfahren, kommt dies auf die Jahreszeit und die Bedingungen vor Ort an. Bis Mitte Juli ist die Klammerscharte die erste Wahl, da dort dann noch eine geringere Steinschlaggefahr herrscht als an der Hornschart.

Hier kann ich nur empfehlen, vorher mit den Hüttenwirt der Adolf-Noßberger-Hütte über den Zustand der Scharten zu sprechen und sich nicht einfach auf die Wanderführer zu verlassen, sind doch die Bedingungen vor Ort oft anderst als beschrieben.

Elberfelder Hütte
Elberfelder Hütte

Nachdem wir das große Schneefeld verlassen haben, können wir auch die Steigeisen abschnallen. Weiter geht es über ein großes Steinfeld an einem See vorbei, der aus dem Restgletscher gespeist wird. Je weiter wir absteigen, desto grüner wird es wieder. Verschiedene Blumen und Steinpflanzen haben sich ausgebreitet und überall blüht es in den verschiedenen Farben.

Wieder sind um uns herum Bäche und kleine Wasserfälle. Während wir den Weg zur Elberfelder Hütte entlanggehen, begleiten uns die Warnrufe der Murmeltiere.

Bei der Hütte angelangt, können wir unsere feuchten Sachen gleich in den beheizten Trockenraum hängen. Die Schuhe werden direkt über die Heizkörper (ehemalige S-Bahn Heizkörper) gelegt, dass sie komplett trocknen können. Die Elberfelder Hütte erzeugt ihren Strom über Wasserkraft. Sie hat so viel Strom, dass sie den ganzen Tag das Licht brennen lassen kann. Das Überangebot an Strom nutzen wir natürlich sofort zum Aufladen unserer diversen Elektronikgeräte. Nachdem wir unsere restlichen Sachen auf dem Zimmer verstaut haben, geht es in die gute Stube, um eine kühles Getränk zu geniessen.

Nach dem Abendessen, natürlich den obligatorischen Spagetti, lassen wir den Abend bei Mensch-ärgere-dich-nicht, ausklingen. Morgen können wir uns Zeit lassen. Wir haben beschlossen, zwei Nächte auf der Elberfelder Hütte zu verbringen und morgen nach dem Frühstück auf den Roten Knopf  3281m zu steigen.

Heute lassen wir es gemütlich angehen. Gegen 08:00 Uhr werde ich wach, ab zum Frühstück. Gegen 10:00 Uhr starten wir zum Roten Knopf. Zuerst geht es noch durch bewachsene Flächen, die schon bald in Fels wechseln. Die ersten Schneefelder sind zu queren, dies geht ohne Steigeisen, diese haben wir zurückgelassen. Zwischendurch erwischt uns ein kleiner Regenschauer. Wir warten den Regen ab und ich beobachte den Himmel ob es sich wieder aufhellt. Die letzten 200hm müssen teilweise mit Klettern im Grad 1b gemacht werden. Da es sehr naß ist und wir diese Passage ja auch wieder abwärts klettern müssen, beschließen wir, nicht bis zum Gipfel zu gehen. Unterhalb des Gipfels haben wir eine Stelle gefunden, von wo aus man einen tollen Blick in das andere Tal hat. Mittlerweile hat sich die Sonne durchgesetzt und wir geniessen den schönen Tag.

Beim Abstieg müssen wir uns nochmal gut konzentrieren, da der Schnee schon sehr weich ist und man schnell in ein Loch das sich unter dem Schnee verbirgt fallen kann. Nachdem wir die Schneefelder hinter uns gelassen haben, geht es gemütlich abwärts. Immer wieder muss ich stehen bleiben und den Blick schweifen lassen. Die Landschaft und die Felsformationen faszinieren mich immer wieder aufs neue. Mit jedem Schritt ändert sich der Blickwinkel und die Farben. Je weiter wir abwärts gehen, desto mehr Blumen blühen zwischen den Felsen und den Grasstreifen.

Gegen 18:00 Uhr kommen wir an der Hütte an, wo wir schon erwartet werden. Natürlich müssen wir neben der Essensbestellung auch berichten, wie der Aufstieg war.

Nach dem Abendessen sitzen wir zusammen und versuchen uns am Halma, wo ich haushoch verliere.

Kesselkeessattel
Kesselkeessattel

Weiter geht es auf dem Wiener Höhenweg. Die nächste Etappe zur Glorer Hütte steht an. Es ist die längste Etappe auf dem Höhenweg. Der Wettergott ist uns gut und schenkt uns ein Sonne und Wolkengemisch. Morgens um kurz vor halb Acht ist es noch kalt. Doch schon bald wird uns beim Aufstieg auf den Kesselkeessattel auf 2926m wieder warm. Zuerst schlängelt sich der Weg an einem Hang entlang, mit mässiger Steigung. Vor dem Aufstieg zum Sattel müssen wir ein großes Schneefeld queren. Danach geht es in zackigen Kehren nach oben.

Auf dem Sattel steht das Gernot-Röhr-Biwak. Es ist noch früh am Tag, so dass wir das Biwak nicht benötigen. Kurzerhand beschließen wir den Gipfel des Bösen Weibele nicht mitzunehmen. So einladend sieht der Berg mit seiner Steinwüste nicht aus. Hinter uns kommt ein Pärchen, die weiter zum Gipfel steigen. Später in der Glorer Hütte treffen wir uns dann wieder.

Wir steigen in das Peischlachkesselkees ab, ein kleiner Gletscher, von dem jedoch auch nicht mehr so viel übrig ist. Über ein weiteres Schneefeld geht der Weg weiter und auch im weiteren Verlauf müssen wir immer wieder kleinere und größere Schneefelder queren. Unter uns sieht man den Kesselkeessee, der aus dem Gletscher gespeist wird.

Die Landschaft ändert sich langsam. Vom Schneefeld über die Steinfelder beginnt die Vegetation wieder mit Graslandschaft und herrlichen Blumen. An der Unterstandshütte auf 2490m machen wir gegen Mittag ein Rast. Waren wir bisher auf dem Höhenweg fast alleine, finden sich hier plötzlich viele Tagestouristen ein. Diese kommen vom Tal von Kals herauf. Bald packen wir unsere Sachen und ziehen weiter zur Glorer Hütte. Auf dem letzten Drittel des Weges können wir dann auch den Großglockner sehen. Er zeigt sich uns unverhüllt, so dass wir auch noch ein paar schöne Bilder machen können. Gut zu sehen sind auch seine Gletscher.

Glorer Hütte
Glorer Hütte

Am frühen Nachmittag kommen wir bei der Glorer Hütte auf 2642m an. Nachdem wir unsere Schuhe und ich meine Gamaschen im Trockenraum verstaut haben, gibt es in der Stube ein kühles Getränk. Die Glorer Hütte ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen, da sie über einen Forstweg gut zu erreichen ist. Am späten Nachmittag beginnt es zu regnen. Wieder einmal konnten wir uns auf den Wetterbericht von Meteoblue verlassen, der genau dies vorausgesagt hatte.

Nach dem Abendessen versuchen wir uns wieder einmal am Halma, doch auch diesmal verliere ist. Dann doch lieber Mensch-ärgere-dich-nicht.

Morgen geht es zur letzten Etappe zum Glocknerhaus.

Die letzte Etappe des Höhenwegs steht heute an. Von der Glorer Hütte geht es zum Glocknerhaus auf 2132m. Diese Etappe ist sehr entspannt, da wir heute nur 260hm zu überwinden haben. Zuerst führt uns der Weg zur Salmhütte, die Ausgangspunkt für die Großglocknerbesteigungen ist. Zur Salmhütte führt uns ein toller seilversicherter Steig, den der Hüttenwirt der Glorer Hütte angelegt hat.

Bei der Salmhütte angelangt gönnen wir uns eine heißes Getränk, am Morgen hatte es nur noch 3°C. Nach der kurzen Pause laufen wir weiter. Unser Weg führt uns hoch über  dem Leitental. Noch ein kurzer Aufstieg auf 2500, dann geht es abwärts zum Stausee Margaritze. Hier wird das Wasser des Pasterzegletschers aufgefangen. Am Stausee suchen wir uns ein schönes Plätzchen zum Pausieren. Danach geht es über die beiden Staumauern am See vorbei. Zum Glocknerhaus müssen wir wieder aufsteigen, jedoch nicht viel. Gegen 14.30 Uhr, genau zur Kaffeezeit kommen wir dort an. Nach dem wir unsere Sachen verstaut haben, gibts Kaffee und Kuchen. Zu uns gesellt sich noch Konrad, der vom Königssee zu den drei Zinnen läuft.

Später dann geniessen wir unser leckeres Abendessen und gehen früh schlafen. Morgen müssen wir früh aufstehen, damit wir rechtzeitig in Augsburg ankommen.