Klammspitzüberschreitung oder "Im Reich des Märchenkönigs" 

Im Reich des bauwarischen Märchenkönigs Ludwig wollte ich schon lange wandeln, aber erst im dritten Anlauf, als SAN (Sektion Alpennet) Gemeinschaftstour mit vier weiteren Wanderlustigen, sollte es klappen.

Nach dem eher mässigen Pfingstwochenendwetter, dass ich glücklicherweise mit der Flucht zum Gardasee nicht erleben durfte, hatte der Wettergott dann doch noch ein Einsehen mit den Berglern und schenkte uns Sonne satt und tropische Temperaturen.

So trafen wir uns am Donnerstag gegen 10:00 Uhr am Kofelparkplatz in Oberammergau. Von den G7-Gipfel-Kontrollen rund um Garmisch blieben wir glücklicherweise verschont und die Strassen waren auch schön leer, so dass die Anfahrt ohne weitere Störungen erfolgte.

Die Sandalen gegen Wanderstiefel getauscht, die Rucksäcke geschultert, begannen wir den Aufstieg zu unserem ersten Gipfel, den Kofel mit 1342m und einer kleinen Kraxeleinlage. Glücklicherweise ging der längste Teil des Aufstieges, der sich in kurzen und relativ steilen Kehren nach oben windet durch den schattigen Wald, hatte es doch schon zu dieser Zeit eine schweißtreibende Temperatur. Am Einstieg der ersten Kraxelstelle legten wir unsere Rucksäcke beiseite, unnötiger Balast sollte nicht mitgeschleppt werden, da wir den selben Weg wieder zurück mussten.

Am Gipfel angekommen, genossen wir den herrichen Rundumblick. So niedrig der Kofel im Vergleich zu anderen Gipfeln ist, ist er doch ein guter Aussichtsgipfel. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto stiegen wir wieder ab, schulterten erneut die Rucksäcke und machten uns auf den weiteren Weg, der uns zuerst über den Königssteig führte. Am Kreuzungspunkt zum Sonnenberggratweg nutzten wir den kleinen Unterstand für eine Mittagsrast. Gestärkt durch unsere mitgebrachten Speisen, stiegen wir dann Richtung Sonnenberg auf 1622m hinauf. Dem dortigen Gratweg folgten wir, am Pürschling vorbei, bis er im Forstweg zum August-Schuster-Haus mündete, wo wir gegen 16:30 Uhr ankamen. Dort war unsere heutige Endstation, wo wir die Nacht verbringen wollten.

Schon früh am Freitagmorgen trieb es uns aus den Betten, wir hatten heute ein lange Tour vor uns, es wurden Gewitter für Nachmittags angesagt und es war schon um 7:00 tropisch heiß. So verließen wir das August-Schuster-Haus schon um 7:45 Uhr und stiegen zum Teufelsstättkopf 1755m auf. Dort machten wir wiederum ein Gipfelfoto und freuten uns auf den weiteren Weg, zu den Brunnenkopfhäusern. Der kleine Pfad den wir einschlugen, führte uns in einem stetigen Auf und Ab an der Nordseite entlang, glücklicherweise teilweise mit Baumbestand, so dass wir immer wieder den Schatten der Bäume geniessen durften. Die Trinkpausen waren begehrt und die Trinkflachen leerten sich rasch bei den hohen Temperaturen.

Vorbei am Laubeneck, Hennenkopf und Dreisäuler Kopf gelangten wir dann auf den Forstweg zu den Brunnenkopfhäusern, wo wir gegen 12:30 ankamen. Hier stärkte ich mich mit Flädlesuppe und Schorle, aber auch die anderen ließen es sich mit ihrem Essen und ihren Getränke schmecken.

Weiter ging es schon nach kurzer Zeit, wir hatten ja noch ein gutes Stück vor uns bis zur Kenzenhütte. Von den Brunnenkopfhäusern stiegen wir wieder auf. Der Weg führte uns an der Südflanke entlang Richtung Gipfel. Nur noch ein kleines Schneefeld war zu queren, all der andere Schnee war schon geschmolzen. Bald waren wir auf einem kleinen Sattel, von wo aus die Kraxelstellen zum Gipfel begannen. Hier machten wir noch eine kleine Rast und füllten unsere körpereigenen Wasserspeicher auf.

Nach einer schönen Kraxeltour kamen wir dann oben auf dem Gipfel der Großen Klammspitze 1924m an. Dort gab es natürlich ein Gipfelfoto und die Pause, für den Genuss der schönen Aussicht vom höchsten Gipfel der Tour, musste auch sein.

Über den Klammspitzgrat stiegen wir wieder ab, um dann wiederum auf den Feigenkopf 1866m hoch zu steigen. Langsam machten sich meine Oberschenkel bemerkbar, aber leider konnte ich keine Gnade walten lassen, mussten sie doch noch eine Weile durchhalten. In der Nähe des Feigenkopfes, der kein eigenes Gipfelkreuz hat, machten wir auf der Wiese noch eine kleine Trinkpause, bevor es dann entgültig abwärts über den Bäckenalmsattel Richtung Kenzenhütte ging.

Dort gegen 17:30 Uhr angekommen, freute ich mich über die Dusche und den isotonischen Durstlöscher.

Den Samstag ließen wir ruhig angehen, sollte doch heute nur noch den Abstieg zum Schloss Linderhof zu schaffen sein. Nachdem es am frühen Morgen ein Gewitter mit viel Regen gab, beschlossen wir, keinen Gipfel mehr auf dem Weg zum Schloss mitzunehmen, da die Wege sehr rutschig waren.

So stiegen wir nach einem reichhaltigen Frühstück wieder zum Bäckenalmsattel auf und von dort zum Schloss Linderhof. Auf dem Weg dorthin bewunderten wir nicht nur (wie auch in den vergangenen Tagen) die wunderschön blühenden Blumen, sondern auch Kaulquappen und Molche in den Pfützen am Wegesrand.

Am Schloss Linderhof angekommen, genehmigte ich mir eine Eis, danach setzten wir uns an den Bach und vertilgten unsere letzte Brotzeit. Danach spazierten wir noch durch den Garten des Schlosses, um uns die Wartezeit auf den Bus zu verkürzen. Pünktlich um 14:00 Uhr nahm uns der Bus mit nach Oberammergau, von wo aus wir zum Parkplatz liefen.