Azoreninsel Sáo Miquel - November 2013

Allgemeines

Wer kennt es nicht, das Azorenhoch. Wenn in der Wettervorhersage davon die Rede ist, ist schönes Wetter garantiert. Aber wo sind denn diese Azoren, die uns schönes Wetter bescheren? Ich wollte es wissen und habe den Azoren, genauer der größten Insel der Azoren, Sáo Miguel, einen Besuch abgestattet.

Die Azoren bestehen aus 9 einzelnen Inseln. Sie liegen mitten im Atlantik und wurden schon früh von Seefahrern entdeckt (Funde bestätigen Besuche der Phönizier), offiziel wurden sie im Jahre 1427 von den Portugiesen in Besitz genommen. Auf der größten Insel Sáo Miguel entstanden schon bald erste Siedlungen vorallem an der Südküste der Insel.

Die Azoren liegen zwischen der Plattengrenze der europäischen und afrikanischen Platte und alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs, was auch heute noch eindrucksvoll besichtigt werden kann.

Sáo Miguel entstand in 3 Einzelabschnitten in einem Zeitraum von 4-5 Millionen Jahren. Zuerst entstand in Teilabschnitten der östliche, danach der westliche Teil der Insel. Vor ca. 10.000 Jahren wurden die beiden Teile miteinander verbunden. Auf der Insel leben ca. 140.000 Einwohner, davon ca. 65.000 in der Hauptstadt Ponta Delgada. Ebensoviele Kühe, ca. 65.000 leben auf der Insel, die hauptsächlich von der Milchwirtschaft und vom Fischfang lebt. Aber auch der Tourismus spielt, wenn auch bisher nur eine kleine, aber doch wichtige Rolle.

Die höchste Erhebung ist der Pico da Vara mit 1103m.

Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrtausend war der Walfang auf den Azoren sehr ausgeprägt. Heutzutage werden die Wale nur noch für den Tourismus "belästigt". Walbeobachtungen sind das ganze Jahr über möglich und es werden viele Touren angeboten.

Die erste Woche (10.11. - 17.11.13)

Nach einem langen Tag, der Flug dauerte mit Zwischenstop in Porto 5,5 Stunden landen Stefan und ich spät abends in Ponta Delgada, wo die Uhren 2 Stunden zurückgestellt werden. Mit dem Kleinbus werden wir zum Hotel, das ca. 20km östlich von Ponta Delgada liegt, gebracht. Aufgrund einer notgedrungenen Umbuchung des Veranstalters (das gebuchte Hotel schließt) bekommen wir statt eines normalen Doppelzimmers eine Suite, die gut 30m² groß ist, mit begehbaren Kleiderschrank und riesigem Bad. Als ich die Balkontür öffne, höre ich schon den Atlantik rauschen.

Am nächsten Morgen dann der Blick bei aufgehender Sonne.

Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und wollen die Gegend erkunden. Zur nächsten größeren Ortschaft, Vila Franca do Campo, sind es ca. 4km, die wir zu Fuß zurücklegen, denn so sehen wir auch gleich etwas von der Umgebung.

Es ist Sonntag und außer ein paar Männern, die gemütlich vor den kleinen Bars und Kaffees sitzen, hat nichts geöffnet. Wir werden neugierig beäugt, scheinbar sind nicht viele Touristen zu Fuß unterwegs.

Vila Franca do Campo war die erste Hauptstadt von Sáo Miguel, wurde jedoch durch ein Erdbeben im Oktober 1522 großflächig zerstört. Dadurch verlor sie ihren Rang als Hauptstadt und ist heute eine Kreisstadt mit ca. 11.000 Einwohner.

Wenn ich nach rechts blicke, sehe ich den Atlantik, blicke ich nach links, sehe ich die teilweise steil aufsteigenden Berge. Die Insel hat, aufgrund ihres vulkanischen Ursprungs keine flachansteigende Küste. Bis auf ein paar natürliche Buchten, steigt sie gleich steil auf.

Dem Ort vorgelagert ist die kleine Insel Ilhéu da Vila. Sie ist wie ein C geformt und kann im Sommer mit dem Schiff besucht werden.

Nach unserer Ortsbesichtigung und dem obligatorischen Kaffee an der Hafenbar, steigen wir zu einer kleine Kapelle auf, der Ermida de Nossa Senhora da Paz, einer Walfahrtskapelle. Steil windet sich die Strasse hoch, zum Schluss muss noch eine Treppe erklommen werden. Aber die Anstrengungen werden mit einer fantastischen Aussicht auf den Ort und die Umgebung belohnt.

Am nächsten Tag wollen wir über Ponta Delgada an den südwestlichen Teil der Insel fahren und eine längere Küstenwanderung machen. Mit dem Bus fahren wir schon früh in die Hauptstadt, wo wir uns mit Busplänen, einer Wanderkarte und Proviant eindecken.

Busfahren ist auf Sáo Miquel relativ einfach. Es gibt drei Busgesellschaften, die fast die ganze Insel abdecken. Problematisch ist nur, dass die Busse nicht so oft fahren und die Fahrpläne der einzelnen Gesellschaften zeitlich nicht aufeinander abgestimmt sind. Da an die Südwestküste genügend Busse fahren, haben wir kein Problem dorthin zu kommen.

Sofern man ein wenig Englisch kann, gibt es kaum sprachliche Hemmnisse auf der Insel. Viele Azorianer haben im englischsprachigen Ausland gelebt/gearbeitet und können leidlich Englisch, in der Schule lernen die Kinder ab der 7. Klasse Englisch.

Südwestküste
Südwestküste

Wir verlassen den Bus in Lomba da Cruz. Zu Fuss wollen wir es bis zum Ponta da Ferraria schaffen. Hier gibt es heiße Quellen im Meer und es wurde ein natürliches Badebecken geschaffen. Vom Gezeitenstand hängt die aktuelle Wassertemperatur ab. Bei Ebbe ist das Wasser heiß und bei Flut kühl. 

Der Weg führt uns immer oberhalb der Küste entlang. Es ist ein typischer Forstweg, der von den Bauern genutzt wird, um an ihre Weiden zu kommen. Er ist oft mit hohem Bambus bewachsen, so dass man nur vereinzelt Sicht auf das Meer hat. Wenn sich dann jedoch der Bewuchs lichtet, hat man einen herrlichen Blick auf die Küste und das Meer.

 

Unterweg kommen wir durch ein verlassenes Dorf. Es liegt eigentlich sehr idylisch und ich frage mich, was die Bewohner dazu bewogen hat, ihre Häuser zu verlassen. Leider kann ich kein Portugisisch, so dass ich auch die an einem Haus angebrachte Fliesentafel nicht lesen kann.

Am Ponta da Ferraria besichtigen wir das natürliche Badebecken. Leider habe ich keine Badesachen dabei, so kann ich die Wassertemperatur im Becken nicht testen.

Um zurück zur Hauptstrasse und damit zum Bus zu gelangen, gehen wir noch ein Stück weiter bis zum Aussichtspunkt Ponta do Escalvado und von dort in das Dorf Várzea, von wo aus wir den Bus zurück nach Ponta Delgada und von dort nach einem guten Abendessen, den Bus zum Hotel nehmen.

Der nächste Tag führt uns noch einmal nach Ponta Delgada. Wir wollen uns ein wenig die Hauptstadt ansehen, die einiges zu bieten hat. Vorallem zieht es uns in den "Jardim Antonio Borges", ein kleiner botanischer Garten. Hier steht ein Baum mit wahrlich rießigen Wurzeln, teilweise bis zu einem halben Meter hoch, aber auch andere schöne Pflanzen, vor allem die großen australischen Bäume, die Araukarien, sind sehenswert. Der Garten wurde im 19. Jahrhundert durch den Ananaszüchter Borges als Privatgarten angelegt, ist mittlerweile frei zugänglich und wird von der Stadtverwaltung gepflegt.

Am heutigen Tag wollen wir nach Furnas und die heißen Quellen sowie den Lagoa das Furnas besichtigen. Mit dem Bus fahren wir zuerst direkt nach Furnas, um den Park Terra Nostra zu besichtigen. Es ist ein großer und wunderschöner Park mit vielen verschiedenen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen, unter anderem eine Ginkoallee. Im Park gibt es ein Becken, mit warmen, sehr eisenhaltigen Wasser, worin man baden kann.

Der Park wirde im 18.Jahrhundert durch den damaligen amerikanischen Vizekonsul angelegt und stetig bis zu seiner heutigen Größe erweitert. Der Park ist gegen eine Gebühr von 5 Euro zugänglich.

Nach Besichtigung des Parks wandern wir zum Lagoa das Furnas, der etwa 4km außerhalb vom Ort Furnas liegt. Der Kratersee liegt 281m über dem Meeresspiegel und ist der zweitgrößte See auf der Insel. Am Nordufer des Sees sind mehrere Caldeiras (Dampfquellen) und Geysire zu finden. Hier gibt es eine regionale Besonderheit. In eigens gebauten runden Schächten wird ein landestypischer Eintopf gekocht, der Cozido das Caldeiras. Der Eintopf besteht aus verschiedenen Fleischsorten, Würstchen (z.B. Blut- und Leberwurst), Kartoffeln, Kohl und anderem Gemüse. Dieses traditionelle Gericht bekommt man dann in Furnas im Restaurant serviert.

Es brodelt an jeder Ecke, es riecht nach Schwefel, mich würde es nicht wundern, wenn gleich der Teufel aus der Hölle hervorkriecht. Für mich ist das sehr beeindruckend, Erdgeschichte live.

Nach diesem beeindruckenden Schauspiel suchen wir uns ein Rastplätzchen am See und verspeisen unsere Brotzeit und das frische Obst. Auf den Azoren bekommt man an vielen Stellen direkt vom Kleinlaster verkauft, frische Obst, das auf der Insel angebaut wird. Besonders gut sind die kleinen Bananen, Ananas und Mandarinen, die sehr saftig sind.

 

Nach der Stärkung laufen wir um den See. Nur durch ein kleines Hinweisschild werden wir auf die größte Araukarie (Koniferengewächs) Europas hingewiesen. Der Baum ist gut 50 Meter hoch und wohl zwischen 150 und 200 Jahre alt. Laut Schild gibt es nur noch eine ältere Araukarie in Neuseeland. Gefunden wurde der Baum bei Aufräumarbeiten im Januar 2010.

Sie ist so hoch, dass sie nicht auf mein Foto passt (es ist noch nicht einmal ein Drittel des Baumes zu sehen). Stefan sieht daneben sehr klein aus.

 

Auf unserem Weiterweg kommen wir an der verfallenen Kapelle Nossa Senhora das Vitóras vorbei. Der Intelektuelle Jóse do Canto ließ die Kapelle in Frankreich bauen und per Schiff auf die Azoren bringen, wo sie am 15. August 1886 eingeweiht wurde. Sie ist die Begräbnisstätte von ihm und seiner Frau. Sie ist leider nicht zugänglich.

Da wir noch Zeit haben, bis uns der Bus wieder zurück zum Hotel bringt, setzen wir uns an den See und geniessen die wärmende Sonne.

Am heutigen Donnerstag fahren wir zuerst mit dem Bus nach Ponta Delgada. Wir möchten uns für die nächsten Tage ein Auto mieten, um auch an die Sehenswürdigkeiten zu kommen, die nicht oder nur zeitraubend mit dem Bus zu erreichen sind.

 

Nach Übernahme des Autos zieht es uns diesmal in den Nordwesten, genauer nach Joao Bom. Hier gibt es einen Rundwanderweg, auf dem man eine tolle Aussicht über die Steilküste haben soll. Außerdem soll man hier auch gut Vogelbeobachtungen machen können.

 

Der erste Teil des Weges geht mit Auf- und Abstiegen oberhalb der Steilküste entlang und man hat atemraubende Sicht. Danach geht es um einen Hügel herum durch die Felder, bis man nach 2 - 2 1/2 stündiger Wanderung wieder am Ausgangspunkt ankommt.

 

Ich kann etliche Vogelarten beobachten. Die meisten Vogelarten der Azoren sind endemische Arten. Sie unterscheiden sich zwar nur geringfügig von unseren Arten, sind aber gut an der eigenständigen Entwicklung, z.B. an der etwas anderen Gefiederfarbe oder an der Größe, zu erkennen.

Von Joao Bom aus fahren wir nach Mosteiros. Auf der vergeblichen Suche nach einem netten Kaffee kommen wir am Hafen vorbei und sehen auch die Ilhéus dos Mosteiros, die vorgelagerte Insel die wie ein Haus aussieht.

Auf der Rückfahrt halten wir an einem Tunnel. Der Tunnel wurde 1936 gebaut, um einen künstlichen Abfluss des Kratersees von Sete Cidadas zu schaffen, da dieser keinen natürlichen Abfluss hat. Bei den Regenfällen im Winter trat der See regelmäßig über die Ufer und überschwemmte die Ortschaft. Noch heute kann man deshalb in dieser Region alte Pfahlbauten sehen. Das Wasser des Tunnels wird über ein Kanalsystem ins Meer geleitet.

Der Tunnel ist bei Trockenheit begehbar, man sollte aber Licht und Gummistiefel mitbringen, da der Tunnel unbeleuchtet ist und der Untergrund recht schlammig.

Heute ziehe ich erstmal alleine los. Stefan geht vormittags tauchen, da habe ich ein wenig Zeit für mich. Nachdem ich ihn an der Tauchbasis abgesetzt habe fahre ich mit dem Auto an einen der vielen Aussichtspunkte der Insel. Dieser liegt etwas abseits der Touristenpfade, von ihm aus soll man aber einen tollen Blick über die schmalste Stelle der Insel haben.

 

Mit dem Auto winde ich mich eine schmale und kurvenreihe Strasse hoch, bis diese aufhört und der Aussichtspunkt vor mir auftaucht. Die Aussichtspunkte auf der Insel, von denen es massig gibt, werden Miradouros genannt. Sie sind alle hervorragend ausgeschildert.

 

Gegen Mittag hole ich Stefan wieder ab und wir fahren weiter zu einem kleinen See, dem Lagoa do Congro.

Der See liegt auf 518m Höhe und ist fast kreisrund. Er stellt ein sogenanntes Maar dar, d.h. eine trichterförmige Mulde die durch eine Wasserdampfexplosion (Zusammenstreffen von Grundwasser und Magma) entsteht.

Vom Parkplatz geht man auf einem kleinen Pfad bis zum Seerand. Kein Mensch ist anzutreffen, man hört nur die Vögel zwitschern und das Plätschern des Sees. Ein sehr idylisches Plätzchen.

Der nächste Ort ist nur ein Zeichen für eine geologische Besonderheit auf der Landkarte. Wir sind gespannt was uns dort, in Lombadas erwartet.

Der Weg dorthin ist recht holprig und wie auf einer anderen Online-Seite beschrieben: "Der Weg nach Lombadas ist atemberaubend und wer kein Geländefahrzeug hat, wird irgendwie ein schlechtes Gewissen mit seinem Mietwagen bekommen."

 

Nicht nur der Weg dorthin ist atemberaubend, auch die umliegenden wild zerfurchteten Berghänge, bewachsen mit Flechten, Heiden und kleinwüchsigen Koniferengewächsen, sind es. Ich bin total begeistert, die Landschaft nimmt mich sofort in ihren Bann.

 

Als wir im Tal von Lombadas ankommen sind wir erstmal etwas verdutzt. Denn was immer wir erwartet haben, gibt es nicht. Was wir vorfinden sind drei verfallene Gebäude und wilde Natur, die mit Bächen aus den Bergen durchzogen sind. Ein wild romantische Landschaft, die mir sehr gut gefällt.

 

Vor vielen Jahren wurde hier Mineralwasser abgefüllt, denn hier sprudelt Mineralwasser einfach so aus dem Boden. 1897 hat man die Qualität des Wasser entdeckt und die Vermarktung begonnen, das Mineralwasser wurde bis Lissabon verkauft. Nach Jahren der Produktion steht das ganze nun schon seit 1999 still und verfällt.

Es gibt mehrere unterschiedliche Geschichten darüber, warum hier kein Mineralwasser mehr abgefüllt wird. Angefangen über ein Erdbeben und Überschwemmung bis hin zum Aufkauf der kleinen Firma. Was davon wirklich wahr ist oder nicht, weiß ich nicht.

 

Wer es wagt, den Bach, der keine Brücke mehr hat, zu überqueren und ein Stück hinter dem kleinen Haus weitergeht, der entdeckt einen Brunnen, aus dem beständig Mineralwasser strömt. Bei unserer Entdeckungstour fanden wir insgesamt drei Brunnen, aus zweien kommt noch das Wasser gesprudelt.

Es ist wirklich hervorragend, das beste Mineralwasser das ich bisher getrunken habe. Schade dass ich mir keine Direktleitung nach Hause legen kann. Unsere Wasserflaschen werden gefüllt und wir beschließen, falls es sich zeitlich einrichten lässt, nochmal hierher zu kommen.

Wir sind beide begeistert von diesem Tal.

Der Weiterweg Richtung Ribeira Grande führt uns an einem geothermischen Kraftwerk vorbei. Auch hier soll es einen Wanderweg geben, den wir gerne noch machen möchten.

In Ribeira Grande gibt es nicht so viel zu sehen, aber ein Kaffee lohnt sich immer. Danach geht es über die Schnellstrasse zurück.

Heute habe ich den Tag für mich alleine, Stefan geht noch einmal Tauchen.

Auf meinem Programm steht auf jeden Fall der Besuch einer der beiden letzten und einzigen Teeplantagen Europas, der Teemanufaktur Chá Gorreana. Die Plantage liegt an der Nordküste der Insel und wurde 1883 gegründet. Hier wird der Tee noch ohne Einsatz von Chemie angebaut, von Hand geerntet und weiterverarbeitet. Die Maschinen die in der Fabrik noch genutzt werden, sind so alt wie die Fabrik selbst uns sehen sehr nostalgisch aus. Aber sie funktionieren immer noch und sind von Montag bis Freitag in Betrieb.

Unter der Woche kann man den ArbeiterInnen bei der Produktion zusehen. Heute, am Samstag sind wir nur eine handvoll Besucher. Ein kleiner Rundgang zeigt einem den Produktionsablauf. In einem kleinen Raum hat man die Möglichkeit den hier angebauten Tee zu probieren, wovon ich natürlich Gebrauch mache. Da ich gerne Tee trinke, kaufe ich mir auch gleich vor Ort von jeder der vier Sorten eine Packung.

Nach der Besichtigung fahre ich zu einem der Aussichtspunkte direkt an die Nordküste, zur Baia de Santa Iria. Hier gibt es erstmal meine Mittagsbrotzeit. Zu mir gesellen sich drei Katzen und ein Hund. Auf den Azoren wie auch in Portugal gibt es viele freilaufende Tiere. Von den freilaufenden Tieren habe ich noch keines als aggressiv erlebt, die meisten haben eher Angst vor Menschen und kommen nur näher, wenn man etwas zu essen anbietet. Aggressiv sind leider die vielen Hunde, die die Weiden bewachen. Es sind große Hunde, die einem schon Angst machen können. Die Hunde sind in der Regel angekettet oder in einem Käfig eingesperrt. 

Meine neuen "Freunde" hoffen auf Leckerreien von mir, die sie natürlich auch bekommen.

Nach dieser Stärkung fahre ich zum Lagoa do Fogo, dem Feuersee. Es ist der drittgrößte See der Insel und unter ihm schlummert ein immer noch aktiver Vulkan. Der äußert sich, zum Glück, im Moment nur in Form von Geysiren und Caldeiras. Von einem Parkplatz aus kann man zum See hinunter steigen. Nach gefühlten 1000 Stufen bin ich endlich unten und wandere am Ufer entlang. An einer schönen Stelle mache ich es mir am Sandstrand bequem. Dieser See besitzt einen Sandstrand aus kleingeriebenen Bimsstein und lädt gerade dazu ein, zu relaxen.

Schon bald muss ich mich wieder aufraffen und zurück zur Tauchbasis fahren, um Stefan abzuholen.

Heute fahren wir zum See Lagoa Azul und Lagoa Verde. Es handelt sich eigentlich nur um einen See, der durch eine Brücke getrennt ist. Die beiden Namen hat der oder die Seen von der Wasserfarbe, die bei einem bestimmten Lichteinfall zu sehen ist. Die Kraterhänge des Lagoa Verde sind mit Wald bewachsen, deshalb schimmert der See grün, währende der Lagoa Azul blau schimmert. Leider lässt sich das Schauspiel heute nicht so gut beobachten, da sich die Sonne nicht so viel zeigt.

 

Rund um den See, auf dem Grat der Kraterwände gibt es einen Wanderweg. Wir wollen einen Teil des Weges gehen. Deshalb parken wir an einem der Miradouros, einer Hotelruine, die in den 80er Jahren gebaut wurde. Aufgrund der schlechten Auslastung wurde es jedoch schon nach einem Jahr geschlossen und rottet nun vor sich hin.

 

Der Weg lässt sich gut gehen, einer der vielen Wirtschaftswege, darf aber auch mit dem Auto befahren werden. Entlang des Weges wachsen rießige Büsche der Hortensien. Überhaupt ist die Insel voll mit Hortensien, die auch jetzt im November noch fleisig blühen. Immer wieder kann man von oben auf die beiden Seeteile sehen. Sehr gut lassen sich auch die einzelnen Krater im großen Krater sehen.

Nach dem ersten Teil des Weges steigen wir ab in den Krater nach Sete Cidades. Der Ort ist nett gemacht. Heute ist wieder Sonntag, so ist nicht viel los. Wir landen im Ortskaffee, wo sich alle treffen und gönnen uns einen Kaffee.

Danach zieht es uns an den Lagoa Azul, wo wir eine Brotzeitpause machen. Leider pfeift ein kalter Wind, so dass wir nach kurzer Rast weiterziehen.

Über die Brücke wandern wir zum Lagoa Verde, von dort weiter durch den Wald den Kraterhang hinauf wo wir wieder auf dem Wanderweg am verfallenen Hotel ankommen.

Am Rückweg halten wir noch an einem Besichtigungspunkt von wo aus wir den Lagoa de Santiago sehen können.

Lagoa de Santiago
Lagoa de Santiago

Die zweite Woche (18.11. - 23.11.2013)

An diesem Montag wollen wir den Pico da Vara besteigen. Der 1103m hohe Berg ist die höchste Erhebung der Insel. Vor Besteigung des Pico da Vara muss man sich eine Lizenz besorgen, da der Berg und die Umgebung darum ein Naturschutzgebiet ist. Diese bekommt man ganz einfach in Ponta Delgada, im Büro der Naturschutzbehörde.

Die Besteigung des Pico da Vara sollte man auf jeden Fall an einem Tag mit klarer Sicht machen, denn nur dann lohnt sich der Aufstieg. Leider ist der Berg sehr häufig in den tiefliegenden Wolken. Also bevor man sich die Lizenz holt, die Wettervorhersage genau studieren.

Was jedoch nie fehlen darf, ist die Regenausstattung. Wie in den Alpen kann das Wetter sehr schnell umschlagen.

 

Wir hatten an diesem Tag Glück. Es war zwar durchgängig bewölkt, jedoch war die Wolkendecke sehr hoch und somit hatten wir eine guten Rundumblick.

Da uns die Behörde mitgeteilt hatte, dass die Wege, die ganz unten beginnen, nicht begehbar sind, wählten wir den Aufstieg von der nördlichen Seite. Um auf den Pico da Vara zu kommen geht man über das Planaito dos Graminhais. Am Anfang ist es noch ein Forstweg, da außerhalb des inneren Naturschutzgebietes Windkraftanlagen stehen. Das eigentliche Schutzgebiet ist eingezäunt und eine Hinweistafel erklärt die vorkommende Flora und Fauna. Es ist ein schöner kleiner Pfad der einen stetig aufwärtssteigend auf den Gipfel bringt.

Oben am Gipfel angekommen, konnten wir den Weitblick geniessen, es war sogar die Nachbarinsel Santa Maria zu sehen.

Schon in Portugal ist mir aufgefallen, dass die Gipfel kein Gipfelkreuz, wie in den Alpen, schmückt, sondern seltsame Stellen aus Beton. Ob und welche Bedeutung diese haben, konnte ich bisher nicht rausfinden.

Lange hielten wir es jedoch nicht oben aus, da ein kalter schneidender Wind pfiff. Der Abstieg war etwas rutschig, da der Boden sehr aufgeweicht war.

 

Auf dem Rückweg stoppten wir nochmal an den Lombadas um unseren Wasservorrat mit gutem Mineralwasser aufzufüllen.

 

Heute haben wir ein dickes Paket mit Aktivitäten geschnürt. Zuerst wollen wir auf den Barrosa, dem zweithöchsten Berg von Sáo Miguel, dann zum Lagoa do Fogo und von dort zu den heißen Quellen Caldeira Velha. Danach wollen wir den Wanderweg Salto do Cabrito entlang der geothermischen Kraftwerke machen.

Der Barossa, 947m hoch, ist leicht zu erreichen. Ca. 50m unterhalb von seinem Gipfel gibt es eine Parkmöglichkeit. Der Gipfel ist mit mehreren Antennenanlagen bestückt. Von hier aus wird z.B. das Radioprogramm der Insel übertragen. Aber die Aussicht vom Gipfel lohnt auf jeden Fall. Vor allem heute, da das Wetter verspricht, sehr schön zu werden.

 

Weiter geht es zum nächsten Aussichtsplatz, direkt am Lagoa do Fogo. Wie schon vor ein paar Tagen, steige ich zum See hinab, diesmal mit Stefan. Unten angekommen wandern wir ein langes Stück an der Küste entlang. Heute sind die Farben des Wassers und der spiegelnden Sonne besonders schön. Auch die Möwen scheinen sich wohl zu fühlen und machen viel Lärm. Außer einem Pärchen vor uns ist noch niemand am See. Nach einer Weile verlassen wir den See und steigen wieder auf zum Parkplatz.

 

Die nächste Station ist Caldeira Velha. Dieser besondere Ort beherbergt heiße Quellen. Das ca. 68° C heiße, eisenhaltige Wasser wird in ein Becken geleitet und mit kalten Wasser auf 38°C gemischt. Weiter oben gibt es einen kleinen Wasserfall, der sich in ein Becken mit 24°C warmen Wasser ergießt. Um alles zu besichtigen muss man derzeit einen Eintritt von 2,31 € bezahlen. Dafür darf man so lange wie man möchte im warmen Wasser baden und es gibt auch ein sehr informatives Infozentrum. Hier kann man genau nachlesen, wie die Insel entstanden ist sowie alles über die Flora und Fauna erfahren.

 

Ich lasse es mir natürlich nicht nehmen,  in das 38°C warme Wasser zu steigen. Schließlich habe ich die Badesachen nicht umsonst mitgenommen.

Nach dem Badevergnügen fahren wir zum Salto do Cabrito. Der Wanderweg geht entlang eines Baches. Hier stehen mehrere Turbinenhäuser, in denen mittels dem von oben kommenden Wasser, Strom produziert wird.

Mittlerweile werden auf Sao Miguel ca. 40% des Stromverbrauchs durch die Geothermik abgedeckt. Schon in den 70er Jahren wurden in der Gegend um den Salto do Cabrito Bohrungen gemacht, um das heiße Wasser zum Antrieb von Turbinen zu verwenden.

 

Der Wanderweg führt uns an den einzelnen Stationen vorbei und an einem der Turbinenhäuser ist eine Informationstafel angebracht, die den Vorgang der Stromproduktion des Salto do Cabrito gut beschreibt.

 

 

Am heutigen Mittwoch müssen wir unser Auto in Povoacao abgeben. Zuvor fahren wir nochmal nach Furnas, das liegt auf dem Weg, wir wollen uns die heißen Quellen am Ortsrand ansehen, die wir bei unserem letzten Besuch nicht gesehen hatten.

Ich wandere durch den angelegten Park, überall qualmt es aus Erdlöchern, man hat das Gefühl, dass sich die Erde auftut. Es ist sehr eindrucksvoll. Die Erdlöcher, in denen es brodelt, sind natürlich abgesperrt, schließlich soll sich keiner verbrühen, an einer Stelle jedoch kann man die Hände an den Boden legen und spürt eine angenehme Wärme aus dem Boden aufsteigen.

Außer uns sind nur die Arbeiter hier, die gerade die Weihnachtsdeko aufbauen. Es sieht schon sehr komisch aus, zwischen den Geysiren die Weihnachtsgrippe samt Engel und den heiligen drei Königen stehen zu sehen.

Nachdem wir das Auto abgegeben haben, wollen wir uns Povoacao ansehen. Leider verschlechtert sich das Wetter und es beginnt stark zu regnen. So verbringen wir die Zeit bis uns der Bus wieder zurück bringt, im Cafe.

Wir fahren heute nach Ponta Delgada. Hier wollen wir uns die Stadt noch genauer ansehen, eine Tabakfarbrik besichtigen und die größte Lavahöhle der Insel ansehen.

Als wir an der Bushaltestelle stehen hält ein Taxi. Nach kurzer Verhandlung nimmt er uns für 5 Euro mit in die Stadt. So sind wir viel schneller als mit dem Bus.

In Ponta Delgada haben wir endlich Zeit, die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen. Heute ist auch das Zelt vor dem alten Stadttor weg, so dass ich ein schönes Bild davon machen kann. Dann lässt sich auch die Sonne blicken, so dass wir zwischendurch den Hafenblick bei einem Kaffee geniessen können.

Als wir an der Tabakfabrik ankommen, müssen wir erfahren, dass heute keine Besichtigungstouren gemacht werden. So machen wir uns gleich auf den Weg zur Lavahöhle, die etwas außerhalb am Stadtrand von Ponta Delgade liegt.

Wir haben Glück und es hat gerade eine Führung begonnen, wo wir uns noch anschließen können. Vorher wird ein Film gezeigt, der alles sehr anschaulich erklärt.

Die Lavahöhle selbst finde ich total toll und ist so ganz anderst als die Höhlen die ich bisher gesehen habe. 

Als wir wieder in der Innenstadt zurück kommen, knurrt der Magen. So suchen wir uns ein Restaurant, wo wir ein ordentliches Abendessen bekommen.

Der letzte Tag, morgen geht es zurück.

Heute begrüsst mich die Sonne nochmals mit voller Kraft. Es ist ein wunderschöner blauer Himmel und kaum ein Wölkchen trübt den Himmel.

Der Wind blässt tüchtig über das Meer und die Wellen sind einfach fantastisch. Teilweise 4-5 Meter hoch.

Nach dem Frühstück packen wir die Rucksäcke und beschließen einfach immer den Strand entlang zu gehen. Stefan will noch ein paar Geocatch absahnen, ich will noch tolle Wellenfotos machen.