Wo die schroffen Berge auf den lieblichen See treffen - Comer See

Im Wonnemonat Mai zieht es uns für ein paar Tage an den Comersee. Im nördlichen Teil, genauer im Übergang zum Mezzollasee zwischen den Flüssen Mera und Adda beziehen wir in einem kleinen Landschaftsschutzgebiet ein Appartment in einer kleinen Hotelanlage.

Am Sonntag, nach einer Anfahrt durch tiefverschneiter Hochgebirgslandschaft erreichen wir am späten Nachmittag die Unterkunft und freuen uns, dass uns die Sonne begrüsst. Am Wochenende waren ein weitere Kälteeinbruch und es hatte bis weit unter 1500m herabgeschneit. Auf dem Julier- und dem Majolapass treffen wir auf enorm viel Schnee. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat es nochmal etliche cm drauf geschneit. So freuen wir uns, als wir die weiße Pracht hinter uns lassen können.

Nachdem wir das Zimmer bezogen, uns erfrischt haben, geht es erstmal Richtung Ristorante, auf dem gegenüberliegenden Seeufer auf einer der Hänge haben wir von unserem Sitzplatz einen herrlichen Blick auf den See.

Bei gutem Wein und leckerer Pasta und Pizza beraten wir, was wir die nächsten Tage anstellen.

Am nächsten Tag wecken uns die Vögel, die sich vor unserem Fenster lauthals bemerkbar machen. Nach dem Genuss unseres sehr leckeren Frühstücks, werden die Räder und die Rucksäcke hergerichtet. Für heute ist der Monte Berlingha geplant. Er ist mit 1930hm zwar nicht so hoch, aber trotzdem sind von der Seehöhe auch immerhin gut 1700hm zu bewältigen. Mit den MTB fahren wir bis auf 1200hm hoch, dort können wir die Räder an einer urigen Kneipe abstellen. Natürlich darf der obligatorische Kaffee/Espresso und ein kleiner Plausch mit dem Wirt nicht fehlen.

So gestärkt schultern wir die Rucksäcke steigen über San Bartalomäo, einer der unzähligen Bergkirchen per Füße weiter auf.

Der Weg führt uns zuerst durch einen Wald in dem erst vor kurzen ein Waldbrand gewesen sein muss. Jedenfalls gibt es dort eine Menge verkohlter Bäume und Sträucher. Sehr gut kann man die Brandschneise erkennen.

Je höher wir kommen, desto schöner wird der Ausblick auf den Comersee. Mit dem Himmel um die Wette strahlt er in einem wunderschönen Blau. Rechts und Links davon erstrecken sich die Berge, was für eine herrliche Gegend. Wir steigen weiter auf und erreichen das Hochtal mit der Alpe die Mezzo und Alpe Pescedo. Auch wenn es schon Mai ist, sind noch keine Weidetiere hier oben und die Alpen sind ebenfalls noch verschlossen. An den Wiesen kann man sehen, dass hier bis vor kurzem noch Schnee lag, nur wenige Frühjahrsblüher wie der Huflattich trauen sich heraus in die Sonne.

Vom Hochtal steigen wir auf die Bocchetta Chiaro einer Scharte. Von dort wählen wir den rechten Weg auf den Gipfel des Monte Berlinghera. Oben weht ein scharfer und kalter Wind, der uns erstmal alles anziehen lässt, was wir dabei haben. Im Windschatten des Gipfels legen wir eine kleine Rast ein und genießen die tolle Aussicht auf den See und die umliegenden Berge. Dann machen wir uns auf den Abstieg, der zuerst in steilen Serpentinen und dann im leichten Abstieg wieder zur Hochebene führt. Von dort nehmen wir den Aufstiegsweg wieder zurück zur Kneipe, wo die Räder auf uns warten. Im schnellen Abfahrtsspurt sind wir dann auch gleich wieder rechtzeitig zum Abendessen ins Ristorante. 

Eine wirklich tolle Tour mit über 40km und gut 1700hm.

Heute ist der Tracciolino dran. Dabei handelt es sich um eine alte Bahntrasse, die für den Transport der Materialien für den Bau eines Staudamms des Lago di Moledana gebaut wurde. Ein Teil der Strecke ist noch mit Schienen belegt und wird auch noch genutzt. Trotzdem kann man den Tracciolino sowohl mit dem Rad wie auch zu Fuß machen. Er zählt als offizieller Wanderweg.

Von der Unterkunft fahren wir mit den Rädern nach Verceia, von dort können wir die Straße hochfahren. Den größten Teil ist sie geteert, nur der obere Teil ist dann Forstweg. Am Einstieg zu Tracciolino sind noch Schienen vorhanden. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig neben den Schienen zu fahren, denn der Abstand zur Felswand ist recht eng. Zum Glück ist fast der ganze Weg mit einem Geländer versehen, so dass man hier nicht abstürzen kann, denn es geht sehr tief hinunter. Der Weg führt durch viele kleine Tunnel und einen langen Tunnel. Im Hinweg schieben wir die Räder noch durch die Tunnel und nutzen die Stirnlampen. Helm ist sehr empfehlenswert, da man sich doch leicht mal den Kopf am Felsen anstoßen kann. Nach etlichen Tunnels schlängelt sich der Weg dann fast ausschließlich durch den Wald. Am Abzweig zum Val Codera angekommen, drehen wir wieder um und fahren den Weg zurück. Auf dem Rückweg fahren wir dann durch fast alle Tunnels. Beim langen Tunnel angekommen, stellen wir fest, dass es im Tunnel eine Beleuchtung gibt. So können wir auch diesen komplett durchfahren. 

Da es sehr windig ist, wir sind ja auf gut 1000m Höhe, suchen wir uns eine windgeschütztes Fleckchen für eine Pause, an der wir aber auch die schöne Aussicht auf den See genießen können.

Danach geht es über die Straße wieder abwärts und Richtung Unterkunft.

Die heutige Ausbeute sind immerhin gut 1000hm und 20km.

Vom Tracciolino aus konnte man gut in das Val Codera blicken. Am Abend lese ich im Internet über das Val Codera und bin sofort Feuer und Flamme, da es sich um ein ausgesprochen schönes und ursprüngliches Tal handelt. Die Bewohner haben sich gegen eine Straße entschieden um auch weiterhin diese Ruhe und Ursprünglichkeit zu bewahren. Codera ist somit nur per Hubschrauber oder zu Fuß zu erreichen.

So fahren wir diesmal mit Auto nach Mezzolpiano von wo aus wir mit Rucksack bepackt, durch das Val Codera nach Codera aufsteigen wollen. Das Internet hat nicht zuviel versprochen, schon bald nimmt mich die Natur und die Landschaft in seinen Bann. Außer dem Rauschen des unter uns in einem tiefen Canyon fließenden Wildbaches hört man praktisch nichts. Die Vögel zwitschern uns die Ohren voll und überall summt und brummt es. Gemütlich steigen wir auf vielen natürlichen Steinstufen, durch kleine Tunnels und Galerien langsam auf. In Codera angekommen, nimmt mich dieser besondere Ort gleich gefangen. Diese Stille und Ruhe in dem kleinen Ort fasziniert mich. Kein Lärm durch Autos oder Flugzeuge, nur die Geräusche der Insekten und Vögel hört man, sowie das leise Rauschen des Baches. 

Ich glaube hier könnte ich eine Weile bleiben. In der Osteria Alpina genießen wir leckeres Kastanienbier und mit Maronenmus gefüllte Ravioli. Irgendwann treibt es uns dann doch weiter. Wir besichtigen das kleine Ortsmuseum, wo über den Kastanienabbau und die daraus gemachten Produkte berichtet wird.

Von Codera steigen wir ein Stück ab um auf einer kleinen Brücke den Wildbach zu überqueren. Danach steigen wir wieder auf Cii, ein paar leere Häuser auf dem Weg, ein Stück auf dem Tracciolino entlang, biegen wir bald wieder ab San Giorgio di Cola. Von hier aus hat man nochmal einen fantastischen Blick auf Codera, bevor wir in wilden Kehren nach Mezzolpiano absteigen. Hier jedoch werden wir im Abstieg mit enormen Lärm vom unter uns liegenden Steinbruch belästigt. Hier wird natürlich noch bis 17:00 Uhr gearbeitet. Aber dies kann den schönen Eindruck vom Val Codera nicht vermiesen.

Gut 1200hm und fast 11km sind auch heute wieder eine gute Tagesleistung.

Zum Abschluss bevor wir wieder zurück in die Heimat müssen, fahren wir noch ein Stück auf der Ostseite des Sees nach Süden hinunter nach Bellano und von dort in die Berge hinein nach Vendrogno. Von einem kleinen Parkplatz aus machen wir eine kleine Runde über den Monte Buse und genießen die Aussicht am Rifugio San Grato. Da es noch geschlossen hat, müssen wir unsere mitgebrachte Brotzeit essen.