Kretaurlaub Oktober 2015

In Bayern herrscht der Dauerhochnebel, also nichts wie weg in Richtung Süden, Kreta lockt mit Sonne, Wärme, Berge und Schluchten.

 

Wir (Karin und ich) starten bei 5 Grad in München und landen bei 20 Grad in Iraklion. Schnell packen wir die dicken Jacken ein, übernehmen unseren Mietwagen am Flugplatz und machen uns auf den Weg nach Agios Nicolaos, das an der Ostküste liegt.

Nach gut einer Stunde Fahrt erreichen wir die Kleinstadt, nach längerem Suchen auch unser Hotel, wo wir schon erwartet werden. Noch letzte Instruktionen von der netten Dame an der Rezeption und schon sind wir auf dem Zimmer.

Nach einem reichhaltigen Frühstückbuffet am nächsten Morgen wollen wir als erstes Agios Nicolaos kennenlernen. Wir schlendern durch die Gassen, geniessen den Blick über das blaue Meer und statten uns mit Brotzeit und Sonnenschutz für die nächsten Tage aus. Nach einer Mittagsbrotzeit verbringen wir den Nachmittag geruhsam am Strand, wo wir in herrlichem warmen Meerwasser die Seele baumeln lassen.

 

Der nächste Tag startet recht früh, denn wir wollen nach Zakros, durch das Tal der Toten nach Kato Zakros laufen. Von Agios Nicolaos aus sind das gut zwei Stunden Fahrtzeit. Ein kurzes Stück führt uns noch über die Schnellstrasse, dann fahren wir auf der unausgebauten Landstrasse, die sich in vielen Kurven und Kehren fast immer an der Küste entlang schlängelt. Schnell hab ich raus wie hier gefahren wird, die Straßen haben grundsätzlich immer einen Seitenstreifen. Sobald ein schnelleres Auto von hinten kommt, fährt der Langsamere auf dem Seitenstreifen weiter, bis er überholt wurde. Ein System das hervorragend auf der Insel funktioniert, sofern auch alle Touristen mitspielen. Nach zwei Stunden kommen wir in Zakros an. Wir schultern die Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Zuerst folgen wir den E4 Schildern, die uns auf einen kleinen Hügel über dem Dorf führen. Von hier haben wir einen tollen Blick auf das Tal, leider fällt uns jedoch auf, dass wir in der falschen Richtung unterwegs sind. So müssen wir nochmal absteigen und durch das Dorf laufen, denn das Tal liegt in der anderen Richtung. Nach kurzer Zeit kommt dann doch der Abzweig in das Tal. Wir folgen einem kleine Bach an dem Bäume und Büsche wachsen, die teilweise jetzt blühen und von vielen Bienen bevölkert sind. Immer wieder riechen wir verschiedene Kräuter, wie Salbei, Oregano oder Thymian und hören die kleinen Glocken der Ziegen.

Immer tiefer dringen wir in das Tal ein. Hohe Felswände in denen verschieden große Höhlen zu sehen sind, ragen rechts und links von unserem Weg auf. Es ist herrlich hier und nicht zu warm, durch die vielen Bäume im Tal haben wir immer wieder Schatten. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das Ende des Tals, von dort sind es nur noch wenige Minuten zum Dorf Kato Zakros. Hier am Strand gönnen wir uns unsere mitgebrachte Brotzeit und geniessen den Sandstrand und das warme Meerwasser bei einem Bad. Nach einer Stunde Pause beschließen wir einen Teil des Rückweges durch das Tal zu wandern, dann aufzusteigen und den Rest auf der kleinen Straße bis Zakros zurück zu gehen. In Zakros angekommen ist es schon fast wieder 17:00 Uhr und wir machen uns auf den Heimweg zum Hotel.

Der nächste Tag beginnt geruhsam. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Auto nach Elounda, das gerade eine viertel Stunde von Agios Nicolaous entfernt ist. Von dort nehmen wir eines der vielen Schiffe, das uns zum Fort Spinalonga bringt. Wir wandern durch das Fort, dass schon von verschiedenen Eroberern besetzt war und zuletzt eine Lebrastation beherbergte. Hier sehe ich auch meinen ersten Geier über den Himmel schweben. Er fällt mir sofort auf, da er so eine große Flügelspannweite hat. Gerade noch kann ich das Fernglas zücken, um ihn zu bewundern, da gleitet er schon wieder weiter.

Wir steigen bis zum höchsten Punkt des Fort hinauf, von wo aus wir einen herrlichen Rundumblick haben. Nach 1 1/2 Stunden holt uns das Schiff wieder ab und bringt uns zurück nach Elounda. Nach einem kleinen Mittagessen laufen wir zur Insel Spinalonga, die mit einem Damm mit der Hauptinsel verbunden ist. Dort stehen noch alten Windmühlen und man soll von dort aus auch die versunkene alte Stadt Olous im Meer sehen können. Aber erstmal zieht es uns über die Insel in eine Bucht wo wir im Sand liegen und das Meer und die herrlichen Wellen geniessen. Danach begeben wir uns auf die Suche nach der versunkenen Stadt, können sie aber nicht finden. So geht es zu Fuß zurück nach Elounda und mit dem Auto zurück zum Hotel.

Am Tag 4 unseres Kretaurlaubs fällt uns die Wahl, welche der beiden Schluchten, die in der Nähe von Lerapetra liegen, wir ansehen sollten, recht schwer. Lerapetra liegt nur eine gute Stunde von Agios Nicolaous entfernt an der Südküste von Kreta. Dort angekommen entscheiden wir ganz spontan nach Rechts abzubiegen, Richtung Mirtos und in die Sarakinasschlucht einzusteigen.

Der Weg nach Mirtos führt und an riesigen Treibhäusern vorbei, hier wird das Gemüse für den Export angebaut. 

Bald verlassen wir das Gebiet und fahren in die Berge. Von Mirtos aus sind es nur noch wenige Meter bis wir an den Parkplatz kommen. Die Sarakinaschlucht ist ein Art Canyon, der an machen Stellen nur wenige Meter breit ist. Laut Beschreibung führt der Fluss durch den Canyon immer Wasser. Jetzt im Oktober glücklicherweise nur so wenig, dass er mit kurzen Hosen gut zu durchwaten ist. Nasse Füsse bekommt man aber immer, da der Weg durch den Canyon immer wieder durch das Wasser führt. Zuerst folgen wir einem Art Wanderweg, der aber schon nach kurzer Zeit im Canyon endet. Jetzt geht es mal mit, mal ohne Wasserberührung durch den Canyon. Wir müssen über Baumleitern und dicke Felsblöcke steigen, oftmal mit wenig Halt an den glatten Felsen. Aber der Canyon ist so überwältigend schön, dass wir die Anstrengung schnell vergessen. An machen Stellen geht uns das Wasser bis über die Knie und wir müssen uns den optimalen Weg durch den Bach suchen. Glücklicherweise ist das Wasser warm und die Strömung nicht groß.

Viel zu schnell sind wir durch den Canyon, am Schluss gibt es noch eine große Hürde zu überwinden, dann sehen wir schon das Ende. Dort machen wir es uns zwischen dem Bach auf großen Steinen bequem und geniessen unsere Brotzeit, die wir uns redlich verdient haben.

Zurück steigen wir bis zur Straße auf, die uns zum Parkplatz zurückbringt. Von dort fahren wir über Lerapetra an den Strand, wo wir die Nachmittagssonne geniessen und wieder im Meer baden.

Ein neuer Tag und wir starten wieder sehr früh. Heute wollen wir auf die Lasithi-Ebene fahren, die auf ca. 800hm liegt. Von Plati aus haben wir vor, auf den Afendis mit 1578hm zu steigen. Laut unserer Beschreibung soll man vom Afendis aus einen tollen Rundumblick haben. 

Wir fahren auf der Schnellstrasse Richtung Malia, wo wir abfahren. Auf einer kleine Strasse schlängeln wir uns in engen Kehren auf die Berge hoch. Am Übergang zur Lasithiebene, am Pass von Ambelos stehen noch ein paar alte Windmühlen. Der Wind pfeift hier gut über den Berg, so kann ich mir vorstellen, wie effektiv die Windmühlen waren. Vom Pass aus kann man toll in die Ebene schauen. Sie ist fast kreisrund und vollkommen eben. Nur ein kleiner Hügel ragt außermittig aus ihr heraus. Man könnte meinen, ein großer Meteorit hat die Ebene geschaffen.

Vom Pass aus fahren wir die kleine Straße in Tal hinab, dann biegen wir rechts in die Ringstraße ein, die einmal komplett um die Ebene herum führt. In Plati suchen wir uns einen Parkplatz, schultern unsere Rucksäcke und folgen dem Schild zum Afendis. Dieses Schild steht nicht für die Wanderer, sondern für die Mechaniker, die den Sendemast auf dem Afendis betreuen. Schon weit unten können wir unser heutiges Tagesziel sehen, der Sendemast ist unverkennbar. Auf der Schotterstraße steigen wir in vielen Kurven und Kehren auf. Einmal müssen wir ein Gatter öffnen, dahinter sind Stallungen für Schafe und ihre Lämmer. Wir sehen Lämmer die gerade erst auf die Welt gekommen sind und von ihren Müttern noch abgeschleckt werden.

Weiter geht es auf der Schotterpiste immer nach oben. Am Sattel angekommen pfeift der Wind uns richtig ins Gesicht. Nach 2 1/2 Stunden kommen wir am Gipfel an. Gleich hinter dem Sendemast gibt es eine kleine Basilika. Hinter den Mauern finden wir Schutz vor dem Wind. Gut dass wir noch die warmen Sachen eingepackt haben, der Wind ist doch recht kalt am Gipfel. 

Schon auf dem Weg nach oben und nun auch vom Gipfel aus, kann ich wieder Geier sehen. Zuerst halte ich sie für Seeadler, doch sind es Gänsegeier. Drei Stück zähle ich und ein paar, leider sehr undeutliche Fotos, gelingen mir auch. Gänsegeier sind recht häufig auf Kreta anzutreffen, es gibt auf der ganzen Insel viele Ziegen und Schafe, die frei herumlaufen und auch mal sterben. Da haben die Geier immer genug zu fressen. Der Ausblick vom Afendis ist wirklich toll. Man kann im Dunst sowohl die Nord- wie auch die Südküste erkennen. Vor uns auf der anderen Seite der Ebene liegt das Diktigebirge, das immerhin auch über 2100hm hat.

Nach einer ausgiebigen Brotzeit packen wir unsere Sachen wieder zusammen und steigen ab. 2 Stunden später sind wir wieder am Auto. Auf dem Rückweg wollen wir noch in Mochos halten, hier sind wir auf der Hinfahrt durchgekommen und waren total begeistert von dem kleinen Dorf. Doch irgendeinen Abzweig nehme ich falsch und wir landen schneller wieder in Malia wie gedacht. Bald schon sind wir wieder auf der Schnellstrasse Richtung Agios Nicolaous.

Heute haben wir Zeit, da wir die Kritsa-Schlucht und die Ausgrabungen in Lato der Dorer ansehen wollen. Beides liegt nicht so weit von Agios Nicolaos entfernt, so dass wir gemütlich vom Hotel aus dort hin starten. Es ist heute sehr warm, die Sonne brennt vom Himmel, so freuen wir uns, in der Kritsa-Schlucht etwas Schatten zu haben. Die Kritsa-Schlucht sollte nicht nach Regenfällen begangen werden und auch im Frühjahr sollte man sich erst erkundigen, ob sie gangbar ist, da die Schlucht sehr enge, teilweise nur 2-3m breite Durchgänge hat, die bei Wasser nicht zu machen sind.

Jetzt im Oktober besteht keine Gefahr, da es sowohl denn Sommer über wie auch die letzten Tage nicht geregnet hat. Unser Auto lassen wir rechts vom Bachbett an einer Schotterstrasse stehen. Dann gehen wir zurück zur Brücke, wo wir seitlich in das Bachbett einsteigen. Büsche, Johannisbrotbäume und Feigenkakteen säumen das Bachbett. Bald gelangen wir an eine Steilwand, die den Eingang zur Schlucht markiert. Der Weg ist leicht zu finden, zwei Zäune kann man ohne Probleme überwinden. Überall wächst der wilde Salbei oder Oregano. Diesmal hab ich an die Schere und die Tüten gedacht, so dass ich mir vom Salbei und vom Oregano etwas abschneide. Der Salbei riecht extrem stark, bald schon riecht der komplette Rucksack nach den Kräutern.

Wir durchwandern die Schlucht, was recht einfach ist. An den Stellen, wo man über glatte Felsen muss, sind außerdem Tritt- und Haltebügel befestigt. Die Schlucht ist fazinierend, immer wieder bleiben wir stehen und bewundern die verschiedenen Felsfarben und -formationen.

Am Ende der Schlucht öffnen sich wieder die Felsen und wir gelangen wieder in ein ausgetrocknetes Bachbett. Am Ende steht ein verfallenes Gemäuer. Hier machen wir gemütlich eine Pause und stärken uns an der mitgebrachten Brotzeit.

Nach dem wir in unserem Wanderführer gelesen haben, dass der Rückweg über eine Straße führt, beschließen wir wieder durch die Schlucht zurückzugehen. Auch von der anderen Seite gibt es noch viel zu bestaunen.

An der Brücke angekommen, steigen wir wieder auf und laufen zum Auto.

Weiter geht es zur Ausgrabungsstätte. Es ist früher Nachmittag und die Sonne brennt heute sehr heiß vom Himmel. Wahrscheinlich will sie uns den Abschied morgen versüssen....

Die Ausgrabung der Dorer ist gut anzusehen, man kann die einzelnen Gebäude noch gut erkennen. Fast der ganze Bergrücken ist mit Mauern und Treppen versehen. Leider sind die Hinweistafeln in Griechisch oder Englisch geschrieben, jedoch ist selbst das Englisch für mich schwer zu lesen. 

Nach dem wir uns die Ausgrabungen angesehen haben, beschließen wir den Tag an einem der vielen Strände ausklingen zu lassen. Wir fahren Richtung Ostküste und suchen uns einen schönen Strandabschnitt. Dort geniessen wir die Sonne und das Meer mit schönen Wellen.

An unserem letzten Tag haben wir noch genügend Zeit die Minoische Ausgrabung in Malia zu besuchen. Spontan entschließen wir uns auch eine deutsche Führung mit zu machen, um ein wenig von der Ausgrabung zu verstehen.

Nach der Führung und unserer eigenen Besichtigung fahren wir an den nahegelegenen Strand. Wir wollen noch einem das herrliche Wasser und die Wärme geniessen. Da wir es nicht lange am Strand aushalten, beschließen wir nach Mochos zu fahren, um dieses nette Bergdörfchen doch noch zu sehen.

Nach dem wir die Serpentinenstrasse hinter uns gelassen haben, erreichen wir bald Mochos. Etwas unschlüssig kurven wir auf dem Platz herum, bis uns Nico, der eine Taverne auf dem Platz hat, einen Parkplatz und natürlich auch einen Sitzplatz anbieten. Schnell merken wir, dass wir die richtige Taverne ausgesucht haben. Nico ist ein sehr freundlicher Mensch, der uns bald den Mund wässrig macht, mit all seinen Leckereien, die er anbietet. Wir geniessen das späte Mittagessen und kaufen auch noch selbstgemachtes Olivenöl direkt bei Nico. So gestärkt fahren wir zum Flughafen, wo wir das Auto abgeben und uns für den Rückflug fertig machen.

Es war ein toller Urlaub mit vielen schönen Erlebnisse. Die Insel sieht mich auf jeden Fall wieder.