Brenta - schroffe Felsen und liebliche Täler

Vom Zillertal geht es nahtlos in die Brenta.

Manfred und ich möchten hier ein paar Klettersteige gehen, wandern und die MTB´s bewegen.

Montags Mittags rollern wir den Forstweg zum Parkplatz des Breitlahners runter, packen alles ins Auto und fahren nach Madonna die Campiglio, wo wir am frühen Abend ankommen.

Madonna die Campiglio ist ein typischer Wintersportort. Die Unterkünfte sind im Alpinstil gebaut und alles ist auf Skifahren ausgelegt. Jetzt im Juli sind die ältere Italiener hier um Urlaub zu machen, bevor im August der Ferienansturm beginnt. Für den Sommersport wird auch viel angeboten, es gibt neben den Klettersteige, eine Vielzahl von Wander- und Radwege, egal ob nach oben oder durch die Täler.

Die Aussicht von unserem Balkon ist herrlich.

In der Brenta benötigen wir kein Auto, mit der DoloMeet-Karte können wir die ganze Woche kostenlos Bergbahnen, Busse und vieles mehr nutzen. So benutzen wir die frisch erworbene Karte gleich am Dienstag um damit mit der Gondel auf den Passo del Croste auf 2442m zu fahren. Die Klettersteige in der Brentagruppe liegen sehr hoch, meist so zwischen 2500-3000hm, so dass die Fahrt mit der Gondel eine erhebliche Zeitersparnis ist.

Oben angekommen wird einem schnell bewußt, dass man mitten im Skigebiet gelandet ist. Mondlandschaft macht sich breit mit viel platter Wiese. Dafür hat man schon hier einen fantastischen Blick auf die Felsmassive mit ihren hohen Türmen.

Wir wollen einen kurzen Klettersteig zum Einstieg machen, den Sentiero Gustavo Vidi, der uns unterhalb des Pietra Grande entlang führt. Wir haben zwar die Klettersteigausrüstung dabei, setzen aber nur den Helm gegen den Steinschlag auf. Der eigentliche Klettersteig ist recht einfach mit viel Gehgelände.

Nach dem kurzen steilen Aufstieg werden wir schon schnell mit einer noch schöneren Aussicht belohnt. Außer zwei jungen Männern, die in einer der Felsbänder in einer Nische Brotzeit machen, treffen wir keine anderen Wanderer hier oben. Nur die Mauersegler fliegen mit perfekter Flugakrobatik hier oben, bestimmt haben sie ihre Nester in die schroffen Felsen gebaut.

Der Abstieg führt uns auf ein Zwischenband, das direkt unter uns nochmal gut 50m senkrecht abstürzt bevor es in den Schotterfelder endet. Hier auf dem schmalen Pfad zu laufen ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig, ich gehe sehr aufmerksam, ein Fehltritt ist garantiert tödlich. Wir sind eine ganze Weile auf dem Zwischenband unterwegs, ehe wir wieder auf den normalen Wanderweg kommen. Nach einem ebenfalls steilen Abstieg, den wir teilweise im Schotter abschottern können, steigen wir ab zur Mittelstation, wo wir uns noch einen Kaffee gönnen, bevor es wieder zurück nach Madonna geht.

Den Mittwoch nützen wir für einen weiteren Klettersteig. Da wir mit 6-7 Stunden inklusive Auf- und Abstieg rechnen müssen, sind wir schon früh auf den Beinen und fast die ersten am Frühstücksbuffet.

Mit der Bergbahn fahren wir auch heute auf den Passo del Croste. Von dort steigen wir dann auf, in Richtung Cima del Croste, an dessen Südostseite der Klettersteig Sentiero Alfredo Benini beginnt. Am Einstieg, der mit einem Namensschild des Steigs gekennzeichnet ist, legen wir vorerst nur den Helm an, das Gelände ist erstmal nur Gehgelände, so dass wir keine weitere Ausrüstung benötigen. Vom Steig aus, der uns bis auf eine Höhe von 2900m bringt, hat man eine fantastische Sicht auf die umliegenden Bergmassive. Typisch für die Brenta, führt der Steig an Felsbändern entlang, die meist so breit sind, dass man bequem laufen kann. Es sind nur an den schmaleren Stellen Drahtseile gespannt, wir benötigen jedoch den ganzen Steig keine Klettersteigausrüstung. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollten schon vorhanden sein, denn die Tiefen unter einem sind enorm, ein Absturz auch hier garantiert tödlich.

Der Weg führt weiter am Cima Falkner vorbei, der auch mittels kraxeln bestiegen werden kann. Am höchsten Punkt angelangt geht es dann per Kraxeln und Drahtseil wieder abwärts in ein kleines Hochtal hinein. Auf meiner Karte ist hier noch ein Gletscher eingezeichnet, aber außer ein paar Schneefelder sehe ich nichts mehr davon. Wir könnten jetzt nochmal aufsteigen und noch eine kleine Leitervariante des Klettersteigs machen, bevor wir zum Rif. Tuckett absteigen, jedoch genau an der Wegkreuzung hören wir es plötzlich Donnern und die ersten dunklen Wolken schieben sich heran. Sicherheitshalber nehmen wir dann den direkten Weg zum Rifugio, wer will schon ein Gewitter im Hochgebirge erleben.

So steigen wir durch allerlei Schotter- und Felsbereich zur Hütte ab. Kurz vorher beginnt es dann doch noch zu regnen, das Gewitter ist glücklicherweise weiter gezogen, ohne uns zu belästigen.

Am Rifugio angekommen, ist dort die Hölle los. Alle haben sich zur Hütte geflüchtet. Nachdem es dann recht schnell wieder zu regnen aufhört, beschließen wir, weiter zu gehen. Vom Rifugio wandern wir einen wunderschönen Weg, diesmal auf der Nordwestseite des Massivs entlang Richtung Bergbahn. Der Weg schlängelt sich bergauf, bergab durch die Felsfelder. Zwischendurch machen wir eine längere Pause und beobachten wie sich dunklen Wolken vom Adamellomassiv auf die Brenta zubewegen. Wir sind davon nicht betroffen, da die Wolken etwas südlicher sind als wir.

Trotzdem bin ich ganz froh als wir wieder an der Bergstation der Bahn ankommen. Auch wenn wir mit sechs Stunden weniger Zeit benötigten als geplant, haben wir doch über 1000hm gemacht. Wir geniessen noch eine kleine Pause auf der Terrasse der Bergstationshütte und fahren dann wieder nach Madonna.

Am Donnerstag wollen wir die andere Bergseite von Madonna erwandern.

Mit der Bergbahn fahren wir diesmal auf 2088m, direkt unterhalb der Bergstation Pradalago können wir den gleichnahmigen See sehen. Von hier steigen wir über einen kleine Steig auf den Mt. Zeledria mit 2427m, von wo wir einen schönen Blick auf Madonna und verschieden kleine Seen, unter anderem den Lago delle Malghette haben.

Wir steigen ab vom Gipfel und folgen dem Weg, auf dem wir über unzählige Felsen kraxeln müssen bis zu einem unbenannten Passo. Von dort geht es weiter auf einem leichten Wanderpfad Richtung Lago Serodoli. An einem Grasbüschel rutsche ich ab und knicke mit einem höllischen Schmerz um. Wir beschließen über einen etwas weiter unten laufenden einfacheren Weg zur Bahn zurück zu laufen. Im Hotel wird der Fuß dann gekühlt und ruhig gestellt. Weitere Touren sind erstmal gestrichen.

Nach einem ruhigen Freitag fahren wir am Samstag mit dem Auto nach Carisolo in das wunderschönes Tal Val di Genova, dass auch befahren werden darf. Gerne hätte ich das mit dem MTB gemacht, aber mit dem Fuß funktioniert das natürlich nicht.

Wir fahren bis zum Malga Genova, hier ist Schluß für uns, parken und fahren mit einem kleinen Touristenbus bis zu einem Parkplatz beim Malga Bedole. Von dort führt ein Forstweg zum Rif. Bedole. Hier grasen Pferde und Kühe, ringsrum sieht man hohe Felswände. Wir laufen, ich eher humpelnd am Stock zum Rif. Bedole, zum Glück bereitet mir das Laufen keine Schmerzen, dort lassen wir uns ein Getränk schmecken und gehen dann ebenso langsam wieder zum Busparkplatz zurück. Der bringt uns wieder zum Auto.

Morgen geht es wieder zurück in die Heimat, natürlich mit einem Besuch im Schloß Runkelstein bei Bozen.