Östliche Schladminger Tauern - wilde Bäche, stille Bergseen

Der Wetterbericht verspricht uns sommerliche Temperaturen, blauen Himmel uns Sonnenschein, somit steht der von Gisela organisierten Tour durch die östlichen schladminger Tauern nichts mehr im Wege.

Über München, wo ich Kurt an der Autobahn aufgreife, fahren wir Donnerstag früh Richtung Tauern. Die Sonne geht langsam auf und die Nebelschleier geben langsam die Bergketten frei. Schon um 10:30 erreichen wir St. Nikolai im Sölktal, ein verschlafener schöner kleiner Ort. Wir gönnen uns noch einen Kaffee im Gasthof, bis auch unsere drei anderen Mitwanderer eintreffen.

St. Nikolai ist das Ziel unserer Wanderung, deshalb lassen wir hier mein Auto stehen und fahren mit dem zweiten Auto zurück nach Schladming und von dort in das Untertal. Von hier, am Beginn des Wilde Wasser Steigs beginnt unser Abenteuer.

Vom Gasthof Weisse Wand geht es über den Wilde Wasser Steig entlang dem Riesachbach zum Riesachsee. Entlang des Steiges, der mit unzähligen Leitern und Brücken ausgestattet ist, kommen wir an großen und kleinen Wasserfällen vorbei. Der Weg ist beliebt, es sind jetzt am frühen Nachmittag viele Wanderer und Touristen unterwegs. Auch wir bleiben immer wieder stehen und bestaunen die Wasserfälle. Der Riesachsee liegt malerisch in einem Hochtal, wir wandern am linken Ufer an ihm vorbei. An einem schattigen Platz nach dem See gibt es erst einmal eine Brotzeitpause. Danach wandern wir bis zur Kotalm, um noch ein kühles Getränk oder Kaffee und Kuchen zu uns zu nehmen, bevor wir den Aufstieg zur Preintalerhütte 1656m angehen.

Die Preintalerhütte ist sehr toll gelegen, mit einem schönen Blick in das Tal. Sie ist gut besucht, wir müssen uns einen doch recht knappen Schlafplatz teilen. Nachdem wir uns frisch gemacht haben, gibt es erst einmal kühle Erfrischungsgetränke und Abendessen. Danach sitzen wir gemütlich zusammen und Gisela erklärt und zeigt uns die weiteren Routen der nächsten Tage. Schon früh sind wir im Lager, wir möchten am nächsten Morgen schon um 06:00 Uhr frühstücken, damit wir in der Morgenkühle den Aufstieg zum Waldhorntörl machen können.

Heute haben wir ca. 610hm gemacht.

Schon Früh klingelt der Wecker an diesem Freitag Morgen, doch wir sind nicht die einzigen, die wach werden, viele Wanderer möchten wie wir, den kühlen Morgen nutzen, ist doch auch für heute wieder ein sommerlicher Tag vorhergesagt.

Nach dem Frühstück sind wir bereit für den Aufstieg auf das Waldhorntörl 2275m. Wir wandern durch das Lämmerkar mit seinen vielen Seen. Schon bald sind wir auf der Scharte angekommen. Die Sonne brennt uns noch nicht so arg auf die Köpfe, so dass vier von uns beschließen, einen Teil der Rucksäcke am Törl zurück zu lassen und den Aufstieg auf das Waldhorn 2702m zu machen. Der Aufstieg ist teilweise Gehgelände und teilweise Fels, hier muss man auch mal die Hände benutzen, was uns allen Spass macht. Schon nach einer Stunde kommen wir am Gipfel an und geniessen die grandiose Aussicht. Der Dachstein ist sehr gut zu erkennen, selbst der Großglockner ist am nördlichen Hintergrund sichtbar. Auch der Berg meiner Vorfahren, der Grimming zeigt sich von seiner besten Seite.

Nach einer längeren Pause steigen wir wieder auf das Törl ab, wo bereits Kurt auf uns wartet.

Vom Waldhorntörl steigen wir ab zum Angersee, wo wir eine größere Pause am See machen und neben einer Brotzeit auch unsere heißen Füße ins kalte Wasser halten.

Danach steigen wir gemütlich auf die Kaiserscharte 2298m auf. Von hier haben wir wieder ein tolle Aussicht in das nächste Tal. Von der Kaiserscharte müssen wir gut 1000hm absteigen um zur Putzenalm zu kommen. Der Weg ist schön zu gehen, mal über Wiesen, dann durch Wald und Latschen. Fast ständig begleiten uns kleine und größer Bäche und immer wieder können wir kleinere und größere Wasserfälle beobachten. Doch trotz der schönen Landschaft und Aussicht sind wir sehr froh an der Putzenalm 1354m anzukommen, denn nach dem langen Abstieg freuen wir uns, die Bergschuhe abzustreifen und auf erfrischende Getränke. Dort erwartet uns ein Kleintierzoo mit Hühnern, Hasen, Schafe, Ziegen, Hängebauchschweinen und mehr. Zum Übernachten bekommen wir die bereits von Gisela erwähnte kleine Hütte mit Außendusche. Da auf der Hütte Abends noch ein Fest mit den Jägern gefeiert wird, essen wir gleich zu Abend, machen uns danach frisch und beziehen unsere Unterkunft. Abends sitzen wir vor unserer Hütte, geniessen das Fest mit ländlicher Musik und betrachten fasziniert den Sternenhimmel, wo sogar die Milchstraße zu sehen ist. Bald übermannt uns die Müdigkeit und wir verschwinden in den Kojen. Am nächsten Tag geht es wieder früh los, auch diesmal wollen wir den Aufstieg in der Morgenkühle machen.

Mit 1.280hm haben wir schon eine beachtliche Höhenstrecke geschafft.

Am heutigen Samstag werden wir die meisten Höhenmeter der Mehrtagestour machen. Über etliche Törls wird uns der Weg zu unserem Etappenziel Rudolf-Schober-Hütte führen. Deshalb sind wir schon wieder früh auf und bereits um 7:30 zieht es uns hinauf zum Preberltörl 2194m, unserem ersten Törl. Über einen zwar steilen jedoch schönen Weg durch den Wald steigen wir auf den ersten Höhenabschnitt auf. Dann geht es durch ein Hochtal, von wo aus wir einen herrlichen Blick zurück werfen können, zuerst sanfter, dann steiler zum Preberltörl hinauf. Den ganzen Weg begegnen wir niemandem, abgesehen von ein paar Kühen. Natürlich geniessen wir auch hier wieder die wunderbare Aussicht auf die andere Seite des Törl. Vorbei an der Gamskarspitze sowie der Knarrnspitze folgen wir dem Höhenweg zum Rantentörl 2165m in einem stetigen Auf und Ab. Vom Rantentörl steigen wir ein paar Höhenmeter ab zum Karsee, dort machen wir eine längere Brotzeitpause und kühlen unsere Füße. Danach geht es wieder aufwärts zur Hinterkartscharte auf 2274m. Von hier aus folgen wir dem Weg, vorbei an kleinen Bergseen bis zum Hubenbauertörl 2051, unserem letzten Törl für den heutigen Tag. Von hier aus steigen wir durch ein wunderschönes Tal ab, ein Stück am Etrachbach entlang, bevor wir wieder entlang dem Grafenalmbach einen leichten Aufstieg zur Rudolf-Schober-Hütte auf 1667m machen müssen.

Hier gibt es erstmal flüssige Erfrischungen und Abendessen, bevor wir unser Lager beziehen und uns im kleinen gemeinsamen Waschraum frisch machen. Im gemütlichen Gastraum sitzen wir zum quatschen zusammen, bis wir müde in die Betten fallen.

Auch heute stehen wir wieder früh auf, um den Aufstieg auf die Schimpelscharte 2273m in der morgendlichen Kühle zum machen. Schon beim Aufstieg zur Scharte gehen wir durch große Felsblöcke. Im oberen Teil des Weges kurz vor der Scharte können wir gut die Zeichen erkennen, die ein ehemaliger Blockgletscher hinterlassen hat. Davon hat uns am Abend vorher Felix berichtet, der genau deswegen hier einige Zeit verbringt.

An der Scharte machen wir eine längere Pause und genießen die morgendliche Sonne und den schönen Ausblick in das vor uns liegende Tal. Wir steigen langsam ab und sind sehr fasziniert von diesem wunderschönen Tal. Kurz nach dem Steilabstieg entdecken wir mehrere Alpenschneehühner, die ohne Hast von uns aufgeschreckt, davon laufen. Wir machen viele Bilder, ich habe bisher noch nicht so viele Schneehühner auf einmal gesehen. Beim Abstieg bleiben wir immer wieder stehen, um an den reifen Blaubeeren zu naschen.

Am Breitenbachsee machen wir eine weitere Pause, wir lassen die Füße ins Wasser baumeln und essen unsere Brotzeit. Im Abstieg der von flachen zu steilen Passagen wechselt, wandern wir entlang dem Breitenbach. Diesen verlassen wir am Schimpelrücken, über den wir noch hinüber müssen. Danach geht es bergab zum Hohen See, wo wir an einer Privathütte Halt machen. Wir werden sehr freundlich begrüßt und bekommen sogar Kaffee, Kuchen und Radler.

Von der Alm steigen wir dann ohne weitere Unterbrechungen bis St. Nikolai ab, wo Gisela schon im Gasthof Zimmer für uns reserviert hat. Hier genießen wir den Komfort einer warmen Dusche und leckerem Abendessen. Abends zieht das angekündigte Gewitter auf und vom Balkon aus können wir die tollsten Blitze bewundern.

An unserem längsten Tag haben wir 1445hm gemacht.

Am Montag wollen wir nach dem Frühstück noch ein wenig laufen, so fahren wir den Sölkpass hinauf und parken am Aufgang zu den Kaltenbachseen. Es sind nur gut 300Hm zu gehen, aber am unteren und oberen See ist es sehr schön. Nach kurzer Rast und Fotopause steigen wir wieder ab und machen uns auf den Heimweg.