Südtirol - Rosengarten 2011

Nach der schönen 4-Tagestour durch das Karwendelgebirge war schon 5 Tage später eine Tour durch den Rosengarten in Südtirol geplant, vom 19.09. - 24.09.2011.

 

Montag früh um 6.00 starten wir von Friedberg aus. Wir wollen früh los um den Tag noch auszunutzen. Es regnet in Strömen. Als wir uns dem Brenner nähern, wundern wir uns über Autos, die uns mit Schnee auf dem Dach entgegen kommen. Langsam geht der Regen in Schnee über und es weiten sich uns die Augen. Am Brenner, nach der Zahlstation fahren wir gegen 9.00 auf den Parkplatz und stehen in ca. 10cm Neuschnee. Kurzfristig kommt mir der Gedanke, ob ich vorher meine Winterreifen hätte aufziehen sollen.

Doch schon bald geht der Schnee wieder in Regen über und kurz vor Bozen, wo wir von der Autobahn abfahren, ist es schneefrei. Bozen liegt ja nur auf ca. 260Hm, zum Rosengarten müssen wir auf gut 1200Hm fahren. Die Strecke führt durch einen längeren Tunnel, dort kommen uns dann wieder schneebedeckte Autos entgegen und wir erahnen, was uns in höheren Lagen erwartet.

Als wir gegen 11.00 Uhr im verschneiten Welschnofen auf 1182m ankommen, ist an einer Weiterfahrt zur Frommer Alm auf 1743m wegen der Straßenverhältnisse nicht zu denken. Vor uns fährt das Räumfahrzeug mit Schneeketten und wir fahren mit Sommerreifen. So suchen wir uns kurzfristig eine Pension für eine Nacht, denn für Nachmittag ist wieder Sonne und Wärme für die nächsten Tage angesagt. 

Schon bald hört es auf zu Schneien und es wir heller. Langsam kämpft sich die Sonne wieder durch die Wolken und erste blaue Flecken sind am Himmel zu sehen. Da wir nicht aus Zucker sind, ziehen wir uns die Gamaschen über und beschließen, durch den pappigen Neuschnee zur Frommer Alm hoch zu laufen. Wir wollen sehen, ob wir am nächsten Tag nicht doch in den Rosengarten aufsteigen können. Oben angekommen lacht uns die Sonne ins Gesicht und wir können sehen, dass ringsum alle Berge schneebedeckt sind. Da für die nächsten Tage wieder warmes Wetter angesagt ist und der Schnee wegtauen soll, werden wir auf jeden Fall morgen zur Kölner Hütte (Rosengartenhütte) auf 2337m hochgehen.

 

Am nächsten Morgen ist der Schnee schon etwas abgetaut. Wir stellen das Auto am Parkplatz des Sesselliftes Laurin 1 ab. Von dort steigen wir wiederum zur Frommer Alm auf. An der Frommer Alm sehen wir, dass der Wanderweg zur Kölner Hütte frei ist und so steigen wir weiter bis zur Hütte. Der Aufstieg ist steil aber der Ausblick auf den Rosengarten und das Latemar wunderschön.

Oben an der Hütte angekommen gibts zur Stärkung Spagetti, die wir draussen bei schon wieder 14 Grad geniessen können.

Nach der wohlverdienten Pause laufen wir auf dem Hirzlweg weiter. Dieser führt uns immer unterhalb der Felswände entlang zur Rotwandhütte. Dabei kommen wir am Christomannos Denkmal vorbei.

Das Christomannos Denkmal in Gestalt eines Bronzeadlers, wurde dem Südtiroler Politiker und Fremdenverkehrspionier Theodor Christomannos (1854 -1911) gewidmet. Als einflussreiche Politiker betrachtete er die wirtschaftliche Erschließung Südtirols als seine Lebensaufgabe und als begeisterter Kletterer und Bergsteiger, widmete er sich insbesondere dem alpinen Tourismus und zudem dem Ausbau des Verkehrsnetzes.

Hier legen wir eine Pause ein, um den tollen Rundumblick geniessen zu können. Der Weg ist trotz Schnee gut zu gehen, es waren schon etliche vor uns unterwegs und haben den Weg gut ausgetreten.

Vom großen Adler ist es nicht mehr weit zur Rotwandhütte auf 2280m. Dort wollen wir übernachten. Nachdem wir unsere Rucksäcke verstaut haben, steigen wir noch auf einen kleinen Gipfel direkt vor der Hütte. Hier scheint noch die Sonne und wir haben noch einen besseren Blick auf die Umgebung.

Von der Rottwandhütte geht es am Mittwoch Richtung Violetthütte. Eigentlich wollten wir auf die Andermoiahütte, doch nach dem Schneefall wurde sie kurzfristig geschlossen.

So folgen wir dem 541 zum Zigoladepass auf 2552m. Der Pass ist sehr steil und auf dem letzten Stück noch mit viel Schnee bedeckt. Nach der Passüberschreitung folgen wir dem 541 weiter bis zur Violethütte 2243m. Die Hütte liegt in voller Sonne und wir sind nicht die einzigen die hier eine Pause einlegen. Von der Violethütte steigen wir auf zur Grassleitenpasshütte 2599m. Der Weg ist gut ausgebaut (ein Teilstück sogar gepflastert), aber trotzdem sehr steil. An der Hütte angekommen machen wir eine Trinkpause und beobachten die Klettersteiggeher auf dem Kesselkogelsteig.

Unsere Klettersteigausrüstung haben wir auch dabei, jedoch sind die meisten Klettersteige mit Schnee bedeckt, so dass wir noch warten wollen, bis mehr Schnee weggetaut ist.

Von der Grassleitenpasshütte zieht es uns weiter zur Grassleitenhütte auf 2165m. Hier wollen wir als nächstes übernachten. Die Grassleitenhütte ist ein sehr alte und urige Hütte. Der Wirt ist ein Urgestein, sehr nett und immer um das Wohl seiner Gäste bemüht. Wir sind nur 8 Gäste in dieser Nacht, so hat der Wirt und seine beiden Helfer viel Zeit sich mit uns zu unterhalten.

Natürlich gibts wieder Spagetti, die beste Mahlzeit bei Mehrtagestouren. Ich esse Knoblauchspagetti, die mir leider nicht gut bekommen und sich in der Nacht wieder melden, so dass ich einen Teil der Nacht auf der "eiskalten" Toilette verbringen muss.  ;-)

Am Donnerstag wollen wir über die Tierser Alphütte zur Plattkofelhütte. Von der Grassleitenhütte steigen wir durch das Bärenloch, einem kleinen Steig, zur Tierser Alphütte 2440m. Dort machen wir eine Trinkpause in der Sonne. Bald schon zieht es uns weiter. Der Weg führt uns oberhalb des Val Duron über den Passo di Duron 2168m, am Palatsch entlang. Nach 2 Stunden kommen wir an der Plattkofelhütte auf 2300m an. Die Hütte ist mit Auto zu erreichen, deshalb hat sie einen gewissen Standard. Wir bekommen ein Zimmer mit einem Waschbecken und warmen Wasser. Da es noch früh am Tag ist, machen wir noch eine kleine Wanderung zu einem nahegelegenen Plateau.

Beim Abendessen erkundigen wir uns über die Gangbarkeit des Oskar-Schuster-Steigs. Der Steig befindet sich auf der Nordseite des Plattkofels. Es soll zwar noch etwas Schnee drin liegen, aber da er gut zu gehen ist, beschließen wir, ihn am nächsten Tag zu besteigen. Wir dürfen einen Rucksack bei der Plattkofelhütte lassen und packen nur unsere Klettersteigausrüstung, Trinken und Essen ein.

Von der Plattkofelhütte laufen wir um den Plattkofel herum und durch ein Hochtal zur Langkofelhütte, eine urige und alte Hütte. Es ist noch etwas kühl, so gönnen wir uns einen heißen Tee auf der Hütte. Nach der Teepause laufen wir ca. 1 Std. durch Schnee, wo schon der Weg gespurt ist, zum Einstieg des Steigs.

Am Einstieg sehen wir noch weitere Klettersteiggeher, die vor uns schon am aufsteigen sind. Wir legen unsere Klettersteigausrüstung an und los geht es. Die Sicherungen und Seile sind neu, der Steig gut zu gehen und die Stellen ohne Sicherungen lassen sich einfach beklettern. Trotz Nordseite ist es trocken und nur wenige Stellen noch mit Schnee. Nach gut 2 Stunden sind wir oben, am Gipfel des Plattkofels auf fast 3000m angekommen. Jetzt fehlt nur noch der Gipfelschnaps. Wir geniessen die tolle Aussicht, machen uns aber bald wieder auf den Weg nach unten, da ein kühler Wind blässt.

Über den normalen Weg steigen wir vom Plattkofel ab zur Hütte. Hier sehe ich zum ersten Mal Schneefinken. Die kleinen Vögel sind überhaupt nicht scheu und setzen sich in unmittelbare Nähe hin. Leider hab ich meine gute Kamera unten gelassen, sonst würde ich ein Foto machen. Die Schneefinken sind dem rauhen Leben in Höhen von über 2000m gut angepasst und nisten auch auf diesen Höhen.

In der Plattkofelhütte gönnen wir uns erstmal eine gute Portion Spagetti, bevor wir wieder gegen 16.00 Uhr unsere Rucksäcke packen, denn wir wollen heute noch zurück auf die Tierser Alphütte. Beim Essen erzählt uns eine Bergführer, das der Oskar-Schuster-Steig erst letztes Jahr neue Sicherungen bekommen hatte, da ein Felssturz die alten Sicherungen zerstört hat. Es wird uns bewusst, dass so ein Felssturz jederzeit passieren kann und freuen uns umso mehr, dass wir gut durchgekommen sind.

Auf dem Weg treffen wir noch einen "Almoi", der den ganzen Sommer über mit seinen Hunden, Kühen und Schafen hier verbringt. Wir quatschen eine Weile mit ihm bis es uns dann weiter zieht. Wir hoffen noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Die letzten Steigungen zur Alp sind schon sehr beschwerlich und wir merken die Kletterei in den Beinen.

In der Hütte angekommen erwartet uns jedoch ein gutes Abendessen, eine Zimmer für uns alleine und eine heiße Dusche. Schon früh fallen wir ins Bett.

Am nächsten Morgen merken wir viele neue Muskeln ;-). Nach einem guten Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Schlern. Wir wollen heute absteigen, aber vorher zum Schlernhaus. Von der Tierser Alphütte müssen wir erstmal ca. 200m aufsteigen. Über den Schlern wandern wir zum Schlernhaus 2457m, wo wir uns in die Sonne setzen und was trinken. Von hier aus steigen wir in die Bärenfalle ab, eine tolle enge Schlucht. Je weiter wir absteigen, desto stärker brennt die Sonne in die Schlucht. Ich beneide die heraufkommenden Wanderer nicht, denn der Weg ist sehr steil aufzusteigen. Bei einer Zwischenpause am Bach sehe ich dann einen Adler über der Schlucht kreisen. Bestimmt stürzen hier immer wieder Gemsen in die Schlucht, die dem Adler dann als Nahrung dienen.

Unser Weg endet in St. Zyprian 1073m, wo wir uns ein Cafe suchen. Obwohl die Küche geschlossen hat, hat der Ober Mitleid mit uns und wir bekommen eine Brotzeit zu unserem Kaffee.

Mit dem Bus fahren wir zum Nigerpass auf 1690m hoch. Hier führt uns ein Abstiegsweg genau zu dem Parkplatz der Sesselbahn, wo das Auto steht. Gegen 16.30 Uhr kommen wir am Auto an und fahren ohne weitere Übernachtung nach Hause.

 

Der Rosengarten ist ein tolles Wandergebiet mit vielen Klettersteigen, die wir leider aufgrund des Schnees nicht machen konnten. Ein lohnendes Ziel um wieder zu kommen.